Die meisten Personen aus unserem Familien- und Freundeskreis reagierten bestenfalls mit Kopfschütteln, als wir ihnen unsere 4.000 km lange Mexikotour mit dem eigenen Mietwagen vorstellten. Mexiko – da wimmelt es doch nur so von Kriminalität, korrupten Autobahnpolizisten. Und die Straßen erst! Doch wie gefährlich ist Autofahren in Mexiko wirklich? Wie gut kommt man voran? Wir berichten euch über unsere Fahrerlebnisse von Mexico City bis nach Cancun.
Zugegebenermaßen stimmten uns unsere Onlinerecherchen zunächst nicht besonders positiv. Vielfach ist die Rede von illegalen Kontrollen oder Wegelagern. Korruption ist weit verbreitet in Mexiko. Ebenso solle man nach Möglichkeit nicht im Dunkeln fahren, da es besonders dann oft zu Problemen kommt. Des weiteren ist oft zu lesen, dass die Straßen extrem schlecht sind und man als Europäer Schwierigkeiten bekommen kann.
Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und ist stark abhängig von der Region, in der man unterwegs ist. Deshalb unterteilen wir unsere Mietwagen-Rundreise in Mexiko in mehrere Etappen ein, wo sich die Straßenverhältnisse merklich ändern.
Genereller Hinweis: aus 2 Spuren mach 3
Bevor wir die Etappen näher erläutern, möchten wir euch eine wichtige Sache erklären, die ihr wissen solltet. Viele Hauptverkehrsadern sind eine Art Bundesstraße – gut ausgebaut, schnurgerade und relativ breit. Diese haben auf beiden Seiten einen kleinen Nothaltestreifen. In Mexiko ist es ganz egal, ob die beiden Fahrbahnen durch eine durchgezogene Linie begrenzt werden oder Überholverbot ist. Möchte ein Auto überholen, dann wird es das tun – egal ob gerade Gegenverkehr kommt oder nicht. Setzt ein Auto zum Überholen an, fahren das vorausfahrende Auto und der Gegenverkehr halb auf die Sicherheitsspur und eröffnen sozusagen in der Mitte der Straße eine dritte Fahrbahn. Daran werdet ihr euch schnell gewöhnen – und es nach kurzer Zeit selbst lieben lernen 🙂
Der Weg mit dem Auto aus Mexico City heraus
Der Verkehr im Zentrum von Mexiko-Stadt ist wie in den meisten stark wachsenden Millionenmetropolen etwas chaotisch und wirklich anspruchsvoll zu meistern. Mehrspurige Autobahnen, komplexe Verkehrsführungen und Abfahrten, wenig rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer, Bumper alle hundert Meter und ein großer SUV machen die Autofahrt nicht gerade zu einer großen Freude. Gewöhnungsbedürftig aber auf den zweiten Blick vernünftig geregelt sind die kleineren Straßen, in denen man jeweils nur in eine Richtung fahren kann. Ein gutes Navi ist hier wichtig, damit man nicht übersieht, in welche Richtung man fahren darf.
Je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, desto ärmer werden die Gegenden, schlechter die Straßen aber desto weniger Verkehr gibt es. Es ist machbar aber man muss wirklich gut aufpassen. Fahranfänger sollten Mexico City wenn es geht vermeiden.
Der Weg nach Puebla und Puebla Innenstadt
Der Weg nach Puebla verläuft problemlos über gute Autobahnen. Wer wie wir den Popocatépetel mitnehmen möchte und nicht den direkten Weg nach Puebla fährt, muss sich auf kurvigere Straßen mit einige Schlaglöcher einstellen. Die Innenstadt Pueblas ist ähnlich von Autos überfüllt wie die Hauptstadt Mexikos. Der große Unterschied ist jedoch, dass die Einwohner Pueblas deutlich kultivierter und rücksichtsvoller fahren. Somit ist es ähnlich zu fahren wie in deutschen Großstädten.
Autofahrt von Puebla bis Poza Rica de Hidalgo (nahe El Tajin) und weiter nach Oaxaca
Die Fahrt verläuft problemlos über Autobahnen und meist schnurgerade „Bundesstraßen“. Wenig Schlaglöcher, häufig frisch geteert: Problemlos zu fahren.
Fahrt von Oaxaca nach Tuxtla Gutiérrez, weiter nach San Cristóbal
Die längste Fahrtstrecke am Stück unserer Reise führte uns gut 550 km nach Tuxtla Gutiérrez. Die ersten 200 Kilometer nach Santo Domingo sind eher bescheiden. Die Strecke führt durch eine sehr bergige Landschaft, sodass es kaum möglich ist, hier eine gerade Autobahn zu bauen. Dementsprechend ist der Weg extrem kurvig und es geht permanent auf und ab. Man benötigt also mehr Zeit und Sprit. Gefühlt umfährt man jeden Hügel, jeden Felsen einmal 180°, um es beim nächsten wieder zu tun. Der Straßenbelag ist meist völlig abgefahren, teilweise gibt es Schlaglöcher. Notbremspisten zeugen davon, dass den LKWs bei starken Gefällen häufig die Bremsen versagen. Bei Starkregen ist Vorsicht geboten. Diese Etappe war eine der anstrengendsten auf unseren 4.000 Kilometern. Ab Santo Domingo geht es mit schnurgeraden, gut ausgebauten Straßen und Autobahnen problemlos bis nach Tuxtla Gutiérrez. Ebenso problemlos fahrbar ist die Strecke nach San Cristóbal.
Der Süden Mexikos – Dschungel, Wasserfälle, kurvige Straßen
Die große Armut des Südens von Mexiko erkennt man auch an der Verkehrsinfrastruktur. Von Tuxtla Gutiérrez aus führt nur nach Norden eine Autobahn. Die großen Wasserfälle wie Agua Azul, Cascada El Chiflon oder Misol-Ha sind alle nur durch kurvige, enge Straßen erreichbar. Nichts destotrotz kommt man schon durch, es dauert nur etwas länger. Das zieht sich hin bis nach Palenque.
Campeche, Yucatán, Quintana Roo
Ab hier können wir uns kurzfassen: Tourismus sei Dank sind die Straßen fast alle auf europäischem Niveau, schnurgerade und problemlos für jedermann zu fahren. Ein SUV ist – sofern man nur hier urlaubt – nicht nötig.
Die Sache mit den Verkehrspolizisten und Kontrollen
Ab und an gibt es tatsächlich Verkehrskontrollen. Einmal hat es uns nach Hierve el Agua erwischt und wir mussten anhalten. Gedanklich zückten wir schon unsere Geldbörsen. Vorsorglich hatten wir die größeren Scheine zuvor im Rucksack versteckt, um den Kontrolleuren mit umgerechnet maximal 10 Euro entgegenkommen zu können. Doch bei diesem freundlichen Herrn reichte es, uns völlig dumm zu stellen und vorzugeben, keinerlei Spanisch zu sprechen. Nach zwei Wörtern – wo wir herkamen und wo wir hinwollen – ließ er uns Gott sei Dank weiterfahren. In einigen Foren haben wir jedoch gelesen, dass das nicht immer so einfach ist.
Besonders in Yucatan ist mit erhöhtem Militär- und Polizeiaufkommen zu rechnen. Dies dient der Sicherheit der Touristen. Dreiste Abzocke sollte hier eher weniger vorkommen.
Natürlich kann man kleine Zwangsabgaben in einem korrupten Land wie Mexiko nie ausschließen, aber wir hatten Glück. Als Tipp wäre hier noch zu erwähnen, dass man seine Papiere nie im Original aus der Hand geben sollte. Den Reisepass sollte man immer mehrmals kopieren. Im Zweifelsfall nur den Internationalen Führerschein übergeben, da dieser allein keinen Wert hat.
Preise für Maut und Benzin bei Mietwägen
Die Mautpreise halten sich in Grenzen. So haben wir auf 4 Wochen nicht mehr als 78€ Euro bezahlt. Genauso hat es sich mit den Spritpreisen verhalten. Preise von unter 1€/Liter laden nicht zum sparsamen Fahren ein. Es ist egal bei welcher Tankstelle getankt wird, da die Preise staatlich reguliert werden und somit identisch sind.
Wenn der Tank leer ist, fährt man einfach an die Zapfsäule und einer der Tankwarte fragt höflich was und wie viel getankt werden darf. Besonders motivierte Mitarbeiter reinigen in dieser Zeit auch die Front und Heck Scheiben. Über ein kleines Trinkgeld freuen die sich selbstverständlich besonders.
Nachtfahrten in Mexiko
Wie oben erwähnt haben wir versucht möglichst nur bei Tageslicht zu fahren. Zweimal funktionierte dies leider aufgrund unserer Reiseplanung nicht ganz, aber selbst hier hatten wir nie das Gefühl uns unsicher zu bewegen oder jeden Moment überfallen zu werden. Die größere Gefahr sind nachts die Schlaglöcher. Mitten im Nirgendwo möchte wirklich niemand einen Achsenbruch am Auto haben.
Fazit zur Mietwagenrundreise in Mexiko
Letztendlich hatten wir auf 4 Wochen Rundreise kein einziges mal Probleme. Vor allem die Direktverbindungen zwischen den großen Städten sind gut ausgebaut und meist auf europäischem Niveau. Abenteuerlicher, kurviger und schlaglöchiger wird es, wenn die Ziele ab vom Schuss sind und die Gegend entsprechend arm. Hier fehlt in Mexiko einfach das Geld für einen flächendeckenderen Straßenausbau.
Alles in allem kann man trotzdem sagen, dass der Ruf deutlich schlechter ist als die Realität.
In Mexiko eine Mietwagenreise zu unternehmen ist kein Problem. Mit etwas gesundem Menschenverstand kommt man überall günstig und gefahrlos durch. Der Osten rund um die Yucatan Halbinsel ist bestens ausgebaut.
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