Hierve el Agua ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Bundesstaat Oaxaca. Der Ort ist berühmt für sein mineralhaltiges, klares Wasser und die faszinierenden Ablagerungen mit krustenförmigen Überzügen, genannt „Sinterterrassen“. Von diesen Terrassen hat man einen traumhaften Überblick über die Berglandschaft Oaxacas. Baden ist erlaubt. Der Name Hierve el Agua bedeutet „kochendes Wasser“. Warum, erschließt sich uns nicht ganz. Das Wasser hat lediglich 24 Grad.
Der Weg von Oaxaca nach Hierve el Agua
Der Großteil des Weges verläuft über die gut ausgebaute Bundesstraße 190 bzw. 179. Die letzten 7 Kilometer verlaufen ausschließlich über ruppige Kiesstraßen mit teils riesigen Schlaglöchern. Auf dieser Strecke wird man richtig durchgeschüttelt. Eine eigene Anreise ist ausschließlich mit SUV zu empfehlen! Angekommen findet sich ein unbefestigter, kostenfreier Parkplatz (Update 2019: Die Einwohner verlangen mittlerweile 50 Pesos (2€) für den Parkplatz) direkt neben einem Hotel, das schon bessere Zeiten erlebt haben muss.
Die Wasserbecken
Der Weg zu den Sinterterrassen und damit auch den Wasserbecken führt entlang an meterhohen Kakteen auf der einen und dem traumhaften Bergpanorama auf der anderen Seite. Schnell erblickt man die im Sonnenlicht grünlich schimmernden Becken. Im oberen Teil sprudelt das Wasser aus der Erde und speist damit die Sehenswürdigkeit. Ein großer Baum am oberen Becken spendet etwas Schatten. Ein komplett vertrockneter, gräulicher Baumstamm ragt aus den Ablagerungen am Rand hervor und ist ein beliebtes Fotomotiv.
Das Wasser fließt über die schmalen Ränder hinab zu einem zweiten Becken. Von dort fällt ein Steilhang hinab.
Ein wichtiger Ratschlag: Seid sofort zur Öffnung da. Schon kurze Zeit später ist dieser Teil extrem überlaufen, sodass ihr dieses einzigartige Naturwunder kaum mehr genießen könnt.
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Der versteinerte Wasserfall bei Hierve el Agua
Von den Wasserbecken aus führt ein schmaler, steiler Weg weiter bergabwärts. Die karge, trockene Landschaft mit seinen hohen Kakteen und ausgedörrten Sträuchern weiß auf Anhieb zu gefallen. Kleine Eidechsen sonnen sich auf den Steinen. Aus dem Fels austretendes Wasser macht Teile des Pfades sehr matschig. Die kleine Wanderung dauert etwa 15 Minuten. Unten angekommen wird man mit einem atemberaubenden Blick auf die Sinterablagerungen belohnt. Es scheint, als wäre der Wasserfall versteinert worden. Nur wenig Wasser tröpfelt die gut 30 Meter hinab. Die tropfsteinähnlichen Formationen sind extrem beeindruckend. Die Ablagerungen bilden einzelne rundliche Linien und bedecken den kompletten Steilhang.
Mit viel Glück erblickt man Zopilotes, eine mexikanische Condor-Art. Diese landen immer wieder bei den mineralhaltigen Wasserfällen.
Verpflegung bei Hierve el Agua
Direkt neben dem Parkplatz befinden sich zahlreiche kleine Stände, an denen man Getränke, Obst und warmes Essen zu fairen Preisen kaufen kann. Es lohnt sich also kaum, eigenen Proviant mitzuschleppen. Auch Toiletten stehen bereit.
Kritikpunkte an Hierve el Agua
Für uns ist es völlig unverständlich, dass man im kompletten Teil dieses Naturwunders baden darf. Schon eine Stunde nach Öffnung schwimmt ein ekelhafter Ölfilm auf dem Wasserbecken, der auf die Sonnencremes der Badenden zurückzuführen ist. Die Leute setzen sich auf die Jahrtausende alten gelblichen Ablagerungen, die die Becken geformt haben. Zeitweise sitzen 100 Touristen in und um die kleinen Becken. Hauptsache der Instagram Hashtag #hierveelagua kann mit zahllosen weiteren identischen Bildern gefüttert werden…
Schon zu Beginn der Trockenzeit werden die Wasserbecken zusätzlich mit Wasser versorgt, da das natürlich aus der Quelle sprudelnde Wasser zu der Zeit nicht ausreichen würde, die Becken zu füllen. Man sieht dies deutlich, dass an der eigentlich natürlichen Hauptquelle weitere Zuflüsse sind. Fragwürdig ist auch, dass ein gerader Wasserkanal in die natürlichen Kalkablagerungen gefräst wurde, damit das Wasser direkt in die Becken läuft und weniger verdunstet. Genau diese Felsformationen aus Kalk machen aber den Reiz von Hierve el Agua aus. Das natürliche Gleichgewicht wird so erheblich gestört. Schließlich wird genau der dünne, natürlich laufende Wasserfilm verhindert, der die Felsformationen über die Jahrtausende schuf.
Der Wasserfall im unteren Teil wäre zur Trockenzeit (der Hauptreisezeit) wohl völlig ohne Wasser, würde er nicht mit einem hässlichen Schlauch, der gut sichtbar über die ganzen Kalksteinablagerungen gelegt wird, bespeist werden. Fragwürdig ist auch, wo dieses zusätzliche Wasser überhaupt entnommen wird. Schließlich ist die Gegend rund um Hierve el Agua sehr trocken und wie eingangs erwähnt reicht das natürlich sprudelnde Wasser noch nicht einmal aus, die oberen Becken zu füllen.
Mit sanftem Ökotourismus hat Hierve el Agua also leider nichts zu tun.
Fazit
Wer über diese Kritikpunkte hinwegsehen kann (und vielleicht auf das Baden verzichtet), kann trotzdem ein wunderschönes Naturwunder genießen, das seines gleichen sucht. Die Bilder sprechen letztlich für sich.
FAQs zu Hierve el Agua
Wie kommt man am besten zu Hierve el Agua?
Es gibt zahlreiche Tourenanbieter ab Oaxaca, häufig in Kombination mit dem Baum von Tule, der Ausgrabungsstätte Mitla und einer Schnapsbrennerei. Auch online ist die Tour buchbar. Es gibt auch Sammeltaxis nach Mitla und von dort weiter zu Hierve el Agua.
Wann sind die Öffnungszeiten?
7 Tage die Woche von 09.00 bis 18.00 Uhr.
Wie viel kostet der Eintritt?
Der offizielle Eintritt kostet 25 Pesos (etwa 1,25€). Einen Kilometer zuvor erheben Einheimische eine kreative, natürlich inoffizielle Straßenbenutzungsgebühr von 10 Pesos. Beim Betrachten dieser Buckelpiste mussten wir fast schon über die Gebühr lachen, aber was solls. Willkommen in Mexiko! 🙂
Update 2019: Mittlerweile verlangen die Einheimischen für Selbstfahrer 50 Pesos Parkgebühren.
Zu welcher Tageszeit ist es am schönsten?
Hierve el Agua wird um 9.00 Uhr geöffnet. Seid unbedingt zu dieser Zeit schon da. Da habt ihr es noch ruhig und könnt auch schöne Fotos schießen. Ab 10.30 Uhr kommen die Busse und die Touristen strömen nur so hinein.
Wie lange sollte man sich Zeit nehmen?
2 Stunden sind, um alles gemütlich anzusehen, völlig ausreichend. Wer möchte kann sich noch länger Zeit nehmen und Wanderungen in der umliegenden Berglandschaft unternehmen.
Darf man mit Drohnen fliegen?
Drohnen sind leider nicht gestattet. Es können umgerechnet bis zu 100€ Strafe fällig werden.
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