San Cristóbal de las Casas (nachfolgend der Einfachheit halber San Cristóbal genannt) ist ein beliebtes Reiseziel auf 2.100 Höhenmeter im südmexikanischen Hochland mit etwa 200.000 Einwohnern.
Nur selten waren wir uns auch nach etwas zeitlicher Distanz unschlüssig, ob uns San Cristóbal eigentlich gefallen hat und ob wir einen Besuch empfehlen können. Dieser Beitrag ist anders als das, was ihr normalerweise auf fewdaysoff.de lest. Ihr findet nachfolgend zwei völlig konträre, zugespitzte Meinungen zu San Cristóbal, die beide in gewisser Weise ihre Daseinsberechtigung haben.
Pro
San Cristóbal – malerische Stadt im südmexikanischen Hochland
Angekommen im Stadtzentrum wird man sofort von den kleinen Häusern und den bunten Fassaden verzaubert. Das Kopfsteinpflaster, die engen Gassen und die bunten Fähnchen, die über die Straßen gespannt sind, sorgen für ein besonderes Flair. An fast jeder Ecke gibt es modern eingerichtete, trendige Restaurants und Cafés. Ausgefallene Speise- und Getränkekarten, Gaumenspezialitäten aus aller Welt lassen keine Zweifel aufkommen, dass San Cristóbal am Puls der Zeit lebt.
In Mexiko gibt es nur wenig Orte, an denen man so gut mit Gleichgesinnten socialisen kann. Bei ein paar Cocktails findet man schnell Anschluss und kann mit größtenteils Gleichaltrigen aus aller Welt über seine bisherigen Urlaube und den aktuellen Reiseverlauf plaudern.
Hervorzuheben ist die kleine Kirche „San Cristóbalito“, die auf einem Hügel thronend über eine lange Treppe erreichbar ist. Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die Stadt. Innen ist die Kirche eher schmucklos. Mit etwas Glück findet auf dem Areal vor der Kirche ein Kunsthandwerksmarkt statt.
Ein weiteres Highlight ist die orange-weiße Kathedrale von San Cristóbal, die direkt am Zócalo liegt. Leider fanden zu unserer Besuchszeit Bauarbeiten statt, sodass wir das Innere nicht ansehen konnten.
Nur einen Katzensprung entfernt liegt der Plaza, auf dem morgens Wochenmärkte und abends Flohmärkte stattfinden. Von dort zweigt sich die Real de Guadeloupe ab, so etwas wie die Hauptstraße der Stadt. Hier reiht sich ein Restaurant, Café, Supermarkt oder Tourenanbieter an den nächsten.
Contra
San Cristóbal – Touristenhochburg ohne wirkliche Highlights
Die Zeiten, in denen man San Cristóbal als Geheimtipp bezeichnen konnte, sind seit Jahren vorbei. Die Stadt hat sich zu einem überlaufenen Eldorado für alle Individualtouristen entwickelt, die sich den Süden Mexikos und Guatemala anschauen. Insbesondere abends zwängen sich tausende von größtenteils jungen Touristen durch die engen Gassen. Bunte, leuchtende Farben und zum Teil Streetart an den Hausfassaden sollen über den maroden Zustand der meisten Häuser und die allgegenwärtige Armut in der Region hinwegtäuschen.
Durch zahlreiche blumige Blogbeiträge über San Cristóbal waren unsere Erwartungen hoch – und wurden größtenteils enttäuscht. Sind es die vielen ökologisch korrekt lebenden Hipster-Individualisten, die uns in der Masse und Dichte irgendwie nerven? Ist es das europäische Preisniveau, das sich wie ein roter Faden durch alle ultra-trendig eingerichteten Bars, Restaurants und Cafés zieht? Sind es die zwielichtig wirkenden, herumlungernden Männergruppen auf Parkplätzen und anderen abgelegenen Orten, die einen vermeintlich mit Adleraugen beobachten und direkt wieder klischeemäßig die Gedanken an die steigende Kriminalität in der Region hochkommen lassen? Erst Mitte 2018 wurden in der Gegend ein deutscher Fahrradfahrer erschossen und ein polnischer geköpft. An einer riesigen Wand an der Kathedrale hängen hunderte Fotos von Vermissten, die entweder entführt und/oder ermordet wurden. Oder sind es die zahlreichen Tourenanbieter, deren Fensterfront mit laminierten Hochglanzfotos tapeziert ist, die uns an Buchungsschalter von großen All Inclusive Hotels erinnern?
Schwärmen viele nur deshalb so von San Cristóbal, weil sie die zahlreichen Ausflugsziele im Umland (siehe Abschnitt FAQs weiter unten) schön fanden und eigentlich meistens nur die Abende bei ein paar Bier oder Cocktails in der Stadt verbrachten?
Es ist schwierig zu sagen. Aber so wirklich will der Funke bei dieser Stadt einfach nicht überspringen.
FAQs
Wann ist die beste Reisezeit für San Cristóbal?
Die Wintermonate von November bis April sind dank gemäßigter Tagestemperaturen von 20-25°C und wenig Niederschlag die perfekte Reisezeit. Im Sommer wird es sehr heiß und es kann häufiger regnen.
Wie viele Tage sollte man sich Zeit nehmen?
Für San Cristóbal selbst ist ein ganzer Tag ausreichend.
Welche anderen Reiseziele kann man von San Cristóbal aus besuchen?
Der Ort ist ein idealer Ausgangspunkt für folgende Sehenswürdigkeiten:
Ausflüge in umliegende indigene Dörfer (Zinacatán, San Juan Chamula, Tenejapa). Hierzu können wir leider keine Erfahrungen weitergeben. Für uns roch das zu stark nach Touristen-Pseudoveranstaltung.
- Cañón del Sumidero bei Tuxtla Gutiérrez (1 Stunde)
- Cascadas El Chiflón (2,5 Stunden)
- Toniná (3 Stunden)
- Agua Azul Wasserfälle (4 Stunden)
- Misol-Ha Wasserfall (5,5 Stunden)
- Palenque (6 Stunden)
- Lagunas de Montebello an der Grenze zu Guatemala (3,5 Stunden)
Da die Ziele in alle Richtungen verstreut sind, kann es sich auch lohnen, für mehrere Tage in San Cristóbal aufzuschlagen und das lockere Leben zu genießen.
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