FewDaysOff Empfehlungspunkte
⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐ (7/10)
Atomkraftwerk Juraguá – ein für Touristen unbeschriebenes Blatt
Als wir Carlos, dem Besitzer unseres Casas in Cienfuegos, von unserem Plan erzählt haben, gerne einen Abstecher zu dem AKW zu machen, hat er uns zunächst etwas komisch beäugt, aber war dann recht schnell angetan von unserem Vorhaben. In all den Jahren, in der er das Casa betreibt, habe noch nie ein Gast nach dem AKW gefragt, hat er uns erzählt. Ein bisschen stolz hat uns das schon gemacht, zugegebenermaßen auf eine fragwürdige Art und Weise.
Aber recht schnell haben wir bemerkt, dass wir bei Carlos genau an der richtigen Adresse gelandet sind. Mit großer Begeisterung fing er an zu erzählen, dass er sich noch gut daran erinnern kann, als das AKW gebaut wurde. Ostdeutsche und sowjetische Ingenieure waren damals an der Konstruktion und dem Bau beteiligt. Und mit großer Freude hat uns Carlos berichtet, wie er bei der großen staatlichen Feier nahe der Baustelle des Kraftwerks live dabei war, bei welcher kein geringerer als Fidel Castro persönlich zu gegen war und eine Rede gehalten hatte. Mit großem Stolz und einem Funkeln in seinen Augen hat uns Carlos berichtet, dass er damals nur 70 Meter von Fidel Castro entfernt stand, ein Erlebnis, welches er wohl nie vergessen werde.
Kurzerhand hat uns Carlos dann einen Taxifahrer organisiert, der uns zum AKW fahren sollte. Und gesagt, getan. So waren wir eine gute halbe Stunde später auf dem Weg Richtung Kernkraftwerk. Schon von weitem konnte man die Silhouette des Kraftwerks am Horizont erkennen. Eine gigantische Kuppel aus Beton, die inmitten der ausgedehnten Graslandschaft einsam und verlassen über der Natur thront.
Eine entlegene Straße mitten durch mannshohes Gras führt immer näher an das Kraftwerk heran. Bis dann kurz vor dem Ziel Schluss war. Ein kleiner Wachposten wenige hundert Meter vor dem AKW ist der nächste Punkt, bis zu welchem man sich dem Kraftwerk nähern kann.
Zwei Sicherheitsbeamten waren sofort zur Stelle als wir uns ihnen genähert haben und haben uns aufgefordert umzudrehen und das Gelände umgehend wieder zu verlassen. Und es sei untersagt, Fotos von dem Gelände und dem Kraftwerk zu machen.
Die Sicherheitsbeamten, deren Aufgabe es wohl zu sein scheint ein unbemanntes verlassenes Kraftwerk mitten im nirgendwo zu bewachen, dürften wohl die meiste Zeit eher eine ruhiger Kugel schieben. An Überarbeitung dürfte hier wohl noch niemand gestorben sein und Burn-out gefährdet sind uns die beiden Kameraden auch nicht gerade vorgekommen.
Doch etwas eingeschüchtert ob der Autorität der Sicherheitskräfte haben wir den Anweisungen dann doch Folge geleistet und sind wieder umgekehrt. Nicht dass wir am Ende noch in Guantanamo oder an einem anderen Ort enden, an dem niemand jemals wieder was von uns hören wird. Aber wir haben es uns zumindest nicht nehmen lassen, außerhalb der Sichtweite der Sicherheitsleute zumindest aus der Ferne das ein oder andere Foto des Kraftwerks zu machen. Auch unser Taxifahrer ließ sich das nicht nehmen und hat ebenfalls fleißig Fotos gemacht. Nicht nur für uns, auch für ihn war es das erste Mal, dass er hier war, haben wir später herausgefunden. Da hat er seiner Familie später am Abendbrottisch bestimmt eine spannende Geschichte erzählen können auf die Frage hin, wie sein Arbeitstag denn so war …
Auch wenn wir nicht wirklich nah an das Kraftwerk herangekommen sind und unser Ausflug daher früher als erhofft zu Ende war, war dieser Abstecher ein mehr als lohnenswerter Trip. Viñales, Havanna, Trinidad…das macht ja irgendwie jeder, der nach Kuba reist. Aber nur die wenigsten kehren mit einem Selfie vor einem Kernkraftwerk zurück. Wer also eine einzigartige Urlaubserfahrung möchte, die so nur die wenigsten erleben, der ist hier genau goldrichtig.
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