Meterhohe Palmen, ausgedehnte Wiesen, dschungelartige Wälder. Saftiges, strahlendes grün so weit das Auge reicht. Schroffe Kalksteinberge, die wie aus dem nichts steil in den Himmel ragen. Ein Tal, eingekesselt von Gebirgszügen, das wie aus einer längst vergangenen Zeit wirkt. Wie aus einer prähistorischen Ära. Wie eine vergessene Welt. King Kong würde sich hier genau so wohl fühlen, wie eine Horde Dinosaurier. Willkommen im Viñales Tal, dem wohl schönsten Fleckchen ganz Kubas.

Im Jahre 1999 wurde das Viñales Tal zusammen mit den umliegenden Bergen von der UNESCO mit dem Titel „Kulturlandschaft der Menschheit“ ausgezeichnet. Und diesen Titel hat sich dieser Ort auch redlich verdient. Das Viñales Tal ist ein Naturschauspiel von atemberaubender Schönheit, an der man sich einfach nicht satt sehen kann.

Ca. 180 km westlich von Havanna wird hier auf etwa 10 km Länge und 4 km Breite eine unglaubliche Anzahl unvergesslicher Sehenswürdigkeiten geboten. Das Viñales Tal strotzt mit einer derartig reichhaltigen Fülle von Attraktionen, dass ein mehrtägiger Aufenthalt quasi zum Pflichtprogramm einer jeden Kubareise zählt

Unterkunft im Viñales Tal

Im Zentrum des Tals liegt der gleichnamige Ort Viñales, eine sympathische, kleine Stadt mit ca. 28.000 Einwohnern, die sich dank ihrer Vielzahl von Privatunterkünften und ihrer zentralen Lage in Mitten des Tals ideal als Basislager für die Erkundung dieses Naturparadieses eignet.

Eine sehr empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt Viñales nahe dem Ortskern ist die Villa Cirilo y Geilyn, eine kleine aber sehr sympathische Privatunterkunft einer überaus freundlichen und zuvorkommenden Familie. In dem Dreigenerationenhaushalt ist allzeit ein Familienmitglied für einen Plausch mit den Gästen des Hauses zu haben, so dass man hier einen wunderbaren Einblick in das typische Alltagsleben der Kubaner erhält.

Ein absoluter Geheimtipp ist das „Paladar La Terraza“, etwas außerhalb der Stadt Viñales direkt an dem Hang eines Berges gelegen, mit atemberaubendem Blick über das Tal. Neben Zimmern zur Unterkunft wird hier ebenfalls exzellentes Essen geboten. Das kleine Privathaus liegt nur wenige Meter entfernt eines großen Hotels, des „Horizontes Los Jazmines“, doch ist es diesem Hotel durch viel Herz und Charme um Längen überlegen. Die Privatunterkunft wird von einer sympathischen Familie betrieben und bietet eine urige, herzliche und familiäre Atmosphäre. Auf einem kleinen Balkon mit einer wunderschöne Aussicht über einen Ausschnitt des Viñales Tals kann man ein herausragendes Abendessen und ein exzellentes Frühstück genießen.

Transport im Viñales Tal

Es gibt mannigfaltige Methoden das Viñales Tal zu erkunden. Für Wanderenthusiasten kann es wohl nichts schöneres geben, als das weitläufige Tal auf eigene Faust zu erkunden, so weit die Füße tragen. Das Tal strotzt nur so vor wunderschönen Trekkingtouren, die auf eifrige Wanderer warten.

Vinales Tal

Auch Fahrradliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, das Landschaftsparadies lässt sich ideal mit dem Drahtesel erkunden. In der Stadt Viñales gibt es einige Fahrradverleihe und auch die stets freundlichen, zuvorkommenden Casa Besitzer werden gerne dabei behilflich sein, ein Mountainbike für ihre Gäste zu organisieren.

Am Bequemsten uns schnellsten lässt sich das Tal per Taxi erkunden. Einheimische Taxifahrer bieten mit großem Vergnügen Rundfahrten durch das Tal an, in denen alle wichtigen Sehenswürdigkeiten angefahren werden und man vielleicht auch noch den ein oder anderen Insider Tipp zu sehen bekommt. Auch hier sind die Casa Besitzer gerne behilflich, einen Taxifahrer zu organisieren. In der Stadt Viñales kennt wohl jeder jeden, jeder Casa Besitzer hat stets den ein oder anderen fleißigen Taxifahrer an der Hand, der sich ein paar Pesos dazu verdienen möchte.

Balcón del Valle

Was auf keinen Fall bei einem Aufenthalt im Viñales Tal fehlen darf, ist ein Besuch des Restaurants „Balcón del Valle“, in welchen man auf einem direkt an dem Hang eines Berges gelegene Balkon einen atemberaubenden Blick über das ganze Tal hat. Bei dieser einzigartigen Aussicht kubanische Speisen genießen zu dürfen, ist ein Restaurantbesuch, den man so wohl noch nie erlebt hat.

Man wird beim Besuch recht schnell bemerken, dass diese Lokalität wohl in jedem Reiseführer genannt wird, denn zumeist ist das Restaurant sehr mit Touristen überlaufen. Doch bei einer so hohen Dichte an Reisenden auf geringen Raum kommt man unweigerlich mit den anderen Gästen ins Gespräch und hat so eine wunderbare Gelegenheit bei bestem Ausblick Anekdoten und Erfahrungen über die Reise durch dieses faszinierende Land auszutauschen.

Vinales Tal

Mural de la Prehistoria

Ein Highlight ganz besonderer Art ist das Mural de la Prehistoria, ein Kalkfelsen, dessen Fassade von einem farbenfrohen Gemälde geziert wird, das anno 1961 von dem mexikanischen Künstler Leovigildo González Morillo geschaffen wurde.

Eine 120 Meter hohe und 180 Meter breite Felswand ist hier mit einem Kunstwerk in leuchtenden Farben geschmückt, welches prähistorische Tiere unterschiedlichster Gattungen zeigt und dabei eine künstlerische Interpretation der Evolutionsgeschichte im Tal darstellt.

Felsmalerei Mural de-la Prehistoria

Cueva de San Miguel

Eines der absoluten Highlights des Viñales Tals sind die einzigartigen Höhlensysteme, die es hier zu besichtigen gibt. An dieser Stelle seien drei ganz außergewöhnliche dieser Höhlensysteme genannt, die jeweils mit ganz unterschiedlichen Reizen locken und ganz eigene Attraktionen zu bieten haben. Diese drei wohl schönsten der Höhlen im Viñales Tal sind allesamt einen Besuch mehr als nur wert, ja schon fast ein Pflichtbesuch.

Die kleinste dieser drei Höhlen ist die Cueva de San Miguel, ca. 4km nördlich der Stadt Viñales gelegen. Diese Höhle verläuft zwar nur wenige hundert Meter durch einen Kalksteinberg und es dauert keine fünf Minuten die Höhle zu durchlaufen. Highlight der Cueva de San Miguel ist jedoch was vor und hinter dieser Höhle liegt. Der Eingangsbereich der Höhle ist gleichzeitig eine Bar, direkt in dem massiven Fels eingearbeitet. Kühle Drinks können hier direkt in schroffen Steinformationen in ganz außergewöhnlicher Atmosphäre genossen werden.

Der Ausgang der Höhle führt zu einem kleinen Minital, eingezäunt von dem Berg, den man gerade durchquert hat und benachbarten schroffen Felsen, die steil aus dem Boden ragen. Der Anblick dieses kleinen Tals unmittelbar nach Verlassen der Höhle ist ein einzigartiger Anblick unvorstellbarer Schönheit, den man so schnell nicht mehr vergessen wird.

Und nach diesem wunderbaren Naturschauspiel bekommt man zur Krönung noch einen Einblick in die Herstellung der für Kuba so typischen Zigarren. In einer kleinen Hütte voller zum Trocknen aufgehängter Tabakblätter werden die einzelnen Schritte der Zigarrenherstellung erklärt und vorgeführt, vom Ernten der Tabakblätter bis zum Rollen der fertigen Zigarre.

Cueva del Indio

Nur 2km nördlich der Cueva de San Miguel liegt mit der Cueva del Indio gleich die nächste äußerst empfehlenswerte Höhle.

Die Höhle trägt ihren Namen zu Ehren der Indianer, welche die Höhle einst bewohnt haben. Am Höhleneingang warten daher als Touristenattraktion Kubaner verkleidet als Indianer im traditionellen Lendenschurz.

Die Höhle betritt man zunächst zu Fuß und man bahnt sich ca. 10 Minuten seinen Weg durch die elektrisch beleuchtete Höhle, durch teils sehr enge Felsspalten hindurch. Verlassen wird man die Höhle jedoch auf eine Art, mit der man wohl beim Betreten nicht gerechnet hätte, nämlich mit einem Motorboot.

Der Fußweg durch die Höhle endet an einem Ufer eines aufgestauten Baches, an welchem bereits der Fahrer des Motorbootes wartet. In dem Boot fährt man noch gut 10 Minuten weiter durch die Höhle, vorbei an eindrucksvollen Gesteinsformationen. Schließlich fährt man auf ein grell leuchtendes Licht am Ende des Tunnels zu und verlässt die Höhle letztlich wieder und vor einem tut sich abermals ein atemberaubender Anblick eines von Palmen übersäten Naturparadieses auf.

Cueva de Santo Tomás

Mit Abstand jedoch die eindrucksvollste Höhle und vielleicht sogar das absolute Highlight des ganzen Viñales Tals sind jedoch die Cuevas de Santo Tomás, ein weitverzweigtes Höhlensystem, welches sich über acht verschiedene Ebenen erstreckt. Mit einer Ausdehnung von 46km ist dies nicht nur das größte Höhlensystem Kubas, sondern auch das zweitgrößte auf dem amerikanischen Kontinent.

Das Höhlensystem der Cuevas de de Santo Tomás (oft auch als Caverna de Santo Tomás bezeichnet) liegt ca. 17 km östlich der Stadt Viñales und sollte unbedingt mit einem professionellen Führer betreten werden, außer man möchte sich in diesem weit verzweigten System verirren und nie wieder hinaus finden.

Bereits der Weg zum Eingang der Höhle ist schon ein Highlight für sich, muss man erst einmal einen mehrere Kilometer weiten Fußmarsch mitten durch den kubanischen Urwald auf sich nehmen, durch kniehohes Gras, über matschigen Untergrund und durch kleine Bäche hindurch. Festes Schuhwerk ist hier absolute Pflicht. So wird man bereits auf dem Weg zu der Höhle hin, im Zuge einer ca. 30 minütigen Wanderung durch teils unberührte Natur, mit atemberaubend Schönheit belohnt.

Angekommen am Höhleneingang wird man mit einer Stirnlampe ausgerüstet und man begibt sich auf eine Reise in eine komplett andere Welt. Fernab des Sonnenlichtes herrscht in den Höhlen absolute Dunkelheit. Einzig in den spärlichen Lichtkegeln der Stirnlampen bahnt man sich seinen Weg durch vollkommene Finsternis, durch enge Felsspalten hindurch, rutschige Felsvorsprünge hinab und an scharfkantigen Steinformationen vorbei.

Höhlentour im Vinales Tal

Ein einzigartiger Moment ganz besonderer Art ist es, wenn der Führer die Stirnlampe aller Reisenden ausschaltet und man plötzlich in absoluter Dunkelheit und ewiger Finsternis da steht. Dieser Moment ist ein unglaublich intensives Erlebnis. Da das Augenlicht nun vollkommen nutzlos geworden ist, beginnt man sich zwangsläufig auf alle anderen Sinne zu konzentrieren und man nimmt plötzlich alles um sich herum auf komplett andere Weise wahr.

Man spürt nun förmlich die hohe Luftfeuchtigkeit in der Höhle und kann das Wasser in der Luft förmlich auf seiner Haut spüren. Man fühlt plötzlich die sanfte, angenehm kühle Atmosphäre in der Höhle. Man konzentriert sich nun viel mehr auf seinen Gehör und bemerkt jetzt erst, dass in der Höhle absolute Stille herrscht. Man verliert sich in der absoluten Lautlosigkeit und genießt diesen beruhigenden Moment der absoluten Ruhe mit allen Sinnen.

Nach nur wenigen Minuten, die einem vorkommen wie eine kleine Ewigkeit, aktiviert der Führer die Lampen wieder und man wird richtig herausgerissen aus diesem faszinierenden Moment der inneren Ruhe.

Nach gut zwei Stunden verlässt man das Höhlensystem wieder und verabschiedet sich von dieser bizarren und skurrilen, aber ebenso fesselnden und wunderschönen unterirdische Welt. Diese abenteuerliche Tour durch die Cuevas de Santo Tomás ist nichts für schwache Nerven. Doch wer sich den beschwerliche Weg antut, wird mit einem einzigartigen, unvergleichlichen Erlebnis belohnt. In einer gigantischen Höhle tief unter der Erde komplett abgeschottet von der Außenwelt von der Natur virtuos geformte Felsformationen zu bestaunen ist ein Gänsehautmoment, den man so schnell nicht mehr vergessen wird.

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