Die Pyramide von Cholula und die darauf errichtete Kirche gehören zu den größten Sehenswürdigkeiten Pueblas. Lange jedoch ahnte niemand, dass sich unter dem unscheinbaren Berg eine Pyramide solchen Ausmaßes versteckt. Beeindruckend ist, dass die Pyramide 7 mal überbaut und vergrößert wurde.

Entdeckung der Pyramide von Cholula

Wir schreiben das Jahr 1804. Alexander von Humboldt steht vor einem Berg in Cholula und blickt hinauf zur Kirche Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios, welche die Spanier im 16. Jahrhundert errichteten. Schon damals war dem bekannten Forscher klar: Es kann sich nicht um einen gewöhnlichen Berg handeln. Zu geometrisch, zu rechteckig, in Ansätzen erkennbare stufenartige Terrassen. Und er sollte Recht behalten. Alexander von Humboldt bestimmte als erster die geographische Position der Anlage. Erst 80 Jahre später entdeckte der Archäologe Adolph Bandelier bei Ausgrabungen Teile der Pyramide, konnte aber die Ausmaße noch nicht erahnen.

Wissenschaftlich erforscht wird die Pyramide von Cholula seit 1917. Der Fund eines 10 Tonnen schweren Altares deutet darauf hin, dass sie dem Schlangengott Quetzalcoatl geweiht war. Ab 1931 legten Forscher über 25 Jahre ein begehbares Tunnelsystem von 8 Kilometern Länge an, um die verschiedenen Überbauungsschichten sichtbar zu machen. Es sollte sich herausstellen, dass es 7 waren. Wenige Jahre später befreite man einen Teil der Pyramide an der West- und Südseite vom Erdreich und restaurierte die Pyramidenstufen. Es ist der Teil, der auch heute noch für Touristen sichtbar ist. Die anderen Seiten sehen nach wie vor nach einem unscheinbaren, begrünten Berg aus.

Geschichte

Die Geschichte der Pyramide von Cholula beginnt im 3. Jahrhundert v. Chr.. Ein unbekanntes Volk begann damit, die erste Schicht mit einer Seitenlänge von 190 m und einer Höhe von 34 m aus Lehmziegeln zu errichten.
Die letzten Schichten wurden im 8. Jahrhundert errichtet und führten zur finalen Größe von 450 x 450 m. Das macht die Pyramide von Cholula zur flächenmäßig größten Pyramide der Welt.

Bauweise und Ausrichtung der Pyramide weisen eindeutige Parallelen zu Teotihuacán auf. Es liegt deshalb nahe, dass das Volk der Azteken für die Errichtung verantwortlich war.

Forschungen zeigen, dass ab dem 8. Jahrhundert ein rapider Bevölkerungsrückgang stattfand. Im Zuge dessen endete auch der Weiterbau an dem imposanten Monument. Der Tempel wurde für religiöse Rituale benutzt. Menschenopfer lassen sich aufgrund der zahlreichen Knochen in den alten Gemäuern zweifelsfrei nachweisen.
Warum die Pyramide von einer derart dicken Erdschicht überdeckt ist, wurde nach wie vor nicht geklärt. Weder der natürliche Zahn der Zeit, noch ein Vulkanausbruch des nahegelegenen Popocatépel (es wurden keine dicken Schichten Asche oder Geröll in dem Erdreich gefunden) können eine solch dicke Erdschicht erklären, die die riesige Pyramide Jahrhundertelang komplett versteckte. Gewagte Theorien besagen, die Azteken hätten ihren Tempel mit Erde bedeckt, um ihn vor Eindringlingen zu schützen.

Unserer Meinung nach ist es besonders faszinierend, dass über Jahrhunderte verschiedene Völker, vermutlich auch verschiedener politischer und religiöser Gesinnungen, am dem Bauwerk mitwirkten. Wie häufig kam und kommt es in dieser Welt vor, dass insbesondere religiöse Bauten nach Eroberungen in Vergessenheit geraten oder sogar zerstört werden? Die Pyramide von Cholula muss seit jeher eine magische Anziehungskraft für die Bewohner dieser Region gehabt haben – egal welcher Ethnie die Bewohner angehörten. Nur so ist es zu erklären, dass die Pyramide über Jahrhunderte hinweg in einem sehr ähnlichen Stil weitergebaut wurde.

Fahrt nach Cholula

Chocula ist ein Stadtteil von Puebla, etwa 15 km vom Stadtzentrum entfernt. Alle 30 Minuten fahren colectivos für wenig Geld ab Puebla. Die Fahrt mit dem eigenen Mietwagen ist ebenso problemlos möglich. Direkt bei der Pyramide war zu unserer Ankunft der Parkplatz geschlossen. Wir parkten deshalb für ein paar Pesos an einem zentral gelegenen Parkplatz in der Stadt.

Pyramide von Cholula Aufstieg

Die Kirche, der Berg und die Pyramide

Nun standen wir am Fuß des Berges. Mehr als genervt vom strömenden Regen, der uns am Vortag schon den Aufstieg zum Vulkan Popocatépel versaut hatte, machten wir uns auf den Weg nach oben. Der steile, gepflasterte Weg schlängelt sich den Berg (oder die Pyramide?!) hinauf. Oben angekommen steht man direkt vor der kleinen Kirche, die aber weder innen, noch außen spektakulär ist. Wer wie wir 3 Tage in Puebla verbrachte und sich die prunkvollen, teilweise komplett vergoldeten Kathedralen anschaute, den wird die Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios sicherlich nicht vom Hocker hauen. Ein etwas größerer Versammlungsplatz mit kunstvoll geschnittenen Bäumen liegt direkt vor der Kirche. Auffällig ist das quietschorange Betongeländer, das mit der Kirche eine Einheit bildet. Wäre aktuell kein Platzregen, würde man am Horizont deutlich den über 4500 Meter hohen Popocatépel sehen mit seiner schneebedeckten Bergspitze. Auf der anderen Seite könnte man bis nach Puebla sehen.

Zu allem Überfluss war an diesem Tag auch noch der Tunnel gesperrt, der ins Innere der Pyramide führt.
Der Wettergott meinte es an diesem Tag nicht gut mit uns.

Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios

Fazit zur Pyramide von Cholula

Auch wenn unser Erfahrungsbericht möglicherweise durch das schlechte Wetter subjektiv vorbelastet ist, sind wir trotzdem der Meinung, dass diese Sehenswürdigkeit kein Muss ist. Weder die Kirche, noch die Ausgrabungsstätte können wirklich überzeugen. So ziemlich jede Mayaruine ist aufregender als das, was in Cholula ausgegraben wurde. Nur bei klarer Sicht und perfekten Verhältnissen ist ein Abstecher nach Cholula lohnenswert.

FAQs

Wann sind die Öffnungszeiten der Pyramide von Cholula?

Die Ausgrabungsstätte hat täglich von 9.00 – 17.30 Uhr geöffnet.

Wie viel kostet der Eintritt?

Der Eintritt zur Pyramide kostet etwa 4€. Der Weg zur Kirche hinauf ist – soweit wir uns erinnern – kostenfrei. Sonntags gibt es freien Eintritt.

Wie lange sollte man sich Zeit nehmen?

Für die Ausgrabungsstätte und den Aufstieg reichen 1,5 Stunden aus.

Ähnliche Beiträge
Oaxaca – Stadt in Südmexiko mit historischem Centro

Oaxaca – Stadt in Südmexiko mit historischem Centro

Oaxaca ist eine sympathische Stadt im Süden Mexikos. Im Gegensatz zu Mexiko-Stadt läuft das Leben deutlich gemütlicher und ruhiger ab. Die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates glänzt mit einem wunderschönen historischen Ortskern (Centro). Was gibt es in Oaxaca...

mehr lesen
Puebla – die spanische Kolonial-Musterstadt

Puebla – die spanische Kolonial-Musterstadt

Puebla ist die viertgrößte Stadt Mexikos und wurde als Musterstadt der spanischen Kolonialherren geplant. Ein riesiges Volkswagenwerk und eine extreme Hochschuldichte sorgen dafür, dass die Metropolregion Puebla heute eine der am stärksten wachsenden und bedeutendsten...

mehr lesen
Ballonfahrt über Teotihuacán

Ballonfahrt über Teotihuacán

Indiana Jones und der Turm von Babel. In diesem legendären PC Spiel aus den späten 90er Jahren kämpft sich der Spieler als der legendäre Archäologe Dr. Jones durch reichlich archäologisch bedeutende Stätten, von nubischen Pyramiden über buddhistische Kloster hin zu...

mehr lesen