Der Cañón del Sumidero (zu Deutsch: Schlucht der Senke), ein tiefer Canyon mit bis zu 1.000 m hohen Felswänden, ist eines der größten Highlights des im Süden gelegenen Staates Chiapas. Nur 15 Minuten Fahrtzeit von der Millionenstadt Tuxtla Gutiérrez entfernt machen dieses Naturschutzgebiet nicht nur bei Touristen sondern auch bei Einheimischen zu einem beliebten Ausflugsziel. Es gibt unabhängig voneinander zwei Möglichkeiten, den Cañón del Sumidero zu besichtigen: Mit dem Auto von oben oder mit dem Boot auf dem Fluss.

Teil 1: Den Cañón del Sumidero von oben ansehen

Der Cañón del Sumidero ist jedoch kein typisches Wanderziel, wie man es beispielsweise aus den Alpen kennt. Alle Strecken werden mit dem Auto gefahren. Dabei gibt es auf dem Weg verschiedene Parkplätze, von denen man oft direkt eine wunderschöne Aussicht genießen kann. Manchmal geht man noch wenige hundert Meter durch tiefgrüne, dichtbewachsene Pfade, um wieder einen freien Blick auf den Cañón del Sumidero zu haben. Start der Tour mit Namen „Miradores cañon del sumidero“ ist im äußersten Norden von Tuxtla Gutiérrez. Dort befindet sich der Eintritt zum unter Naturschutz stehenden Nationalpark („Entrada National Park“). Von dort aus führt eine serpentinenähnliche, aber gut ausgebaute Straße zu den einzelnen Spots. Diese sind im Grunde nicht zu verfehlen, da sie gut angeschrieben sind. Die Straße führt ohnehin nur in eine Richtung.

Der erste Aussichtspunkt ist der „Mirador la Coyota“. Der Spot liegt direkt an einem kleinen Parkplatz und bietet einen atemberaubenden Blick in die tiefe Schlucht, durch die sich der Fluss Sumidero über die Jahrmillionen gefressen hat. Schnell wird klar, dass es sich bei dieser Tour eher um den American Way of Sightseeing handelt. Seine eigenen Beine muss man kaum benutzen.

Nur wenige Minuten Fahrtzeit später ist man am Parkplatz zum „Mirador el Roblar“ angekommen. Ausnahmsweise muss man gut 300 Meter zu Fuß auf einem befestigten Weg durch das Grün gehen, um wieder den tiefen Canyon und den Fluss sehen zu können.

Aussichtspunkt

Der vorletzte Aussichtspunkt ist der „Mirador el Tepehuaje“. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf den Fluss, der an der Stelle eine Biegung macht. USA-Kenner werden sich an den Horseshoe Bend Grand Canyon erinnert fühlen.

Zuletzt kann man den „Mirador los Chiapa“ besuchen. Der Ausblick auf den sich biegenden Fluss ist ähnlich wie beim Spot zuvor. Der Unterschied ist, dass man von hier aus zusätzlich auf ein zweistöckiges kleines Gebäude steigen kann und etwas erhöhter steht. Für Hobbyfotografen empfiehlt sich ein starkes Weitwinkel, um die Biegung vollständig einfangen zu können – genau das, was ich nicht dabei hatte…

Biegung Canon del Sumidero

Wer keinen eigenen Mietwagen hat, dem können wir eine geführte Tour nur ans Herz legen. Ohne eigenes Auto ist diese Tour kaum machbar. Der deutsche Anbieter GetYourGuide bietet geführte Touren an.

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Teil 2: Den Cañón del Sumidero vom Boot aus ansehen

Der zweite Teil der Besichtigung findet auf dem Wasser statt. In der Kleinstadt Chiapa de Corzo, nicht weit von Tuxtla Gutiérrez entfernt, befindet sich eine kleine Anlegestelle für Boote. Nach kurzer Wartezeit haben sich genügend andere Gäste ein Ticket gekauft, sodass das Boot fast voll war. Von dort aus geht es direkt über den Río Grijalva (interessanterweise heißt der Fluss erst wenn der Canyon beginnt Sumidero) auf direktem Weg mitten in den Cañón del Sumidero. Ich glaube man übertreibt nicht, wenn man diese Flussfahrt als eine der schönsten der Welt beschreibt. Die malerischen Felsformationen, die üppige Vegetation trotz felsiger Steilhänge, Grotten, einer der schönsten Wasserfälle der Welt und das tiefgrüne Wasser wissen auf Anhieb zu begeistern. Dass der Bootsführer kein Wort Englisch sprach, war uns schnell egal.

Canon del Sumidero grünes Wasser

Das für uns größte Highlight der Tour war ein etwa 30 Meter hoher, mit Moos und Gras bewachsener Wasserfall. Wir waren genau zur richtigen Tageszeit dort, wo die Sonne direkt darauf schien. Wir haben auf der ganzen Welt noch nichts Vergleichbares gesehen. Der Bootsführer fuhr ganz nah an den Wasserfall heran, sodass wir einen feinen Sprühnebel spürten.

Wasserfall Canon del Sumidero

Am Ende fährt man auf den Chicoasén-Staudamm, der mit seiner 261 m hohen Staumauer zu den größten weltweit gehört. Ein paar fliegende Wasserhändler versuchen dort für wenige Pesos Erfrischungsgetränke oder auch Stoffe zu verhökern.
Auf demselben Weg geht es wieder zurück zur Anlegestelle. Wenn noch irgendwo Tiere erspäht werden, hält der Bootsführer extra an, sodass Fotos gemacht werden können.

Tiere im Cañón del Sumidero

Im gesamten Nationalpark leben zahlreiche Tiere, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Dazu gehören Krokodile, die sich an den schmalen steinigen Ufern sonnen. Direkt nebenan findet man Sumidero Schluchtgeier, die ihr Gefieder ausbreiten um sich ebenfalls zu trocknen oder zu wärmen. Mit etwas Glück erspähen die Guides Klammeraffen, die sich in kleinen Gruppen in den Bäumen aufhalten. Wir hatten das Glück und konnten die schreienden Affen sehen und fotografieren.

Klammeraffe Canon del Sumidero
Krokodil

Die gesamte Bootstour dauerte etwa 2,5 Stunden und war jeden Cent wert.

Das Müllproblem scheint gelöst

In unserer Vorrecherche zum Cañón del Sumidero stießen wir auf einige Beiträge, die sich über den auf dem Wasser treibenden Müll beschwerten. Die mexikanischen Behörden haben jedoch bereits reagiert und bekämpfen zum einen die Zumüllung der Zuflüsse, zum anderen entfernen sie in regelmäßigen Abständen den Müll direkt aus dem Canyon. Nur ganz vereinzelt trieben zu unserer Besuchszeit noch Plastikflaschen rum. Von ganzen Müllteppichen ist nichts mehr zu sehen.

Fazit zum Cañón del Sumidero

Dieser Canyon ist so ein bisschen wie der Horseshoe Bend Grand Canyon – nur in grün. In Sachen atemberaubend steht er seinem deutlich bekannteren amerikanischen Bruder in nichts nach. Jeder, der in dieser Region Mexikos unterwegs ist – die im Übrigen auch für seine wunderschönen Wasserfälle wie El Chiflon und Agua Azul bekannt ist – sollte sich hierfür einen ganzen Tag Zeit nehmen und unbedingt beide Varianten (Auto, Boot) unternehmen.

FAQs zum Cañón del Sumidero

Wann sind die Öffnungszeiten des Nationalparks?

Der Nationalpark ist mi dem Auto von 08.00 – 17.00 Uhr befahrbar. Dienstag ist Ruhetag.

Wie viel kostet der Eintritt zum „Miradores cañon del sumidero“?

Der Eintritt kostet gerade mal 35 Pesos (keine 2€ / Person).

Wie viel Zeit muss man für die Autotour einplanen?

In gut 2 Stunden kann man gemütlich alle Aussichtspunkte anfahren, den Ausblick genießen und Fotos machen.

Wann kann man ein Bootsticket buchen?

Die Bootsanlegestelle hat 7 Tage die Woche von 9.00 – 16.30 Uhr geöffnet. Das letzte Boot fährt soweit wir uns richtig erinnern um 16.00 Uhr.

Wie viel kostet ein Ticket für die Bootsfahrt zum Cañón del Sumidero?

Die Standardtour kostet 250 Pesos (ca. 13€). Bei dieser muss man jedoch bis zu eine Stunde warten, bis genug andere ein Ticket gebucht haben und das Boot voll ist. Leider gibt es dann auch nur einen spanischsprachigen Guide. Beim deutschen Anbieter GetYourGuide kann man englischsprachige Privattouren zu festen Uhrzeiten buchen.

Wie lange dauert die Flussfahrt und welche Tageszeit ist die schönste?

Die komplette Tour dauert etwa 2,5 Stunden. Am schönsten ist die Mittagszeit, wenn das Sonnenlicht den Sumidero tiefgrün erscheinen lässt und die moosbewachsenen Hänge (auch den Wasserfall) bescheint.

Wie kommt man am einfachsten hin?

Das schöne ist, dass Chiapas weit weg von den großen Touristengebieten rund um Cancun liegt. Weder die Bootstour, noch die Autofahrt hoch oben sind deshalb überlaufen. Die nächstgelegene Touristenstadt ist San Cristobal. In etwa einer Stunde ist man mit dem Auto oder Tourenbus dort. Theoretisch könnte man von Mexico City oder von Cancun aus nach Tuxtla Gutiérrez fliegen. Ob es den Aufwand und Preis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Kann man im Cañón del Sumidero baden?

Nein, es handelt sich um ein Naturschutzgebiet. Mit Krokodilen ist es aber auch nicht weiter empfehlenswert.

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