Fast schon im Schatten von Petra und Wadi Rum bei den Sehenswürdigkeiten Jordaniens steht Kerak Castle, eine große Kreuzritterburg südwestlich des Toten Meeres. Die gut erhaltenen Ruinen der Burg, die in gewisser Weise Orient mit zentraleuropäischem Mittelalter vereint, liegen auf einer Anhöhe und sind von allen Seiten von einem Tal umgeben.
Geschichte der Burg Kerak
Um das Jahr 1140 wurde Kerak Castle von dem König Fulko von Jerusalem gebaut. Schnell wurde sie zum Zentrum der Macht über das Ostjrodanland, da man aufgrund der hervorragenden Lage Handelsrouten von Damaskus nach Ägypten und Mekka kontrollieren konnte. Mehrmals versuchten ortsansässige Sultane, die Burg zu belagern und einzunehmen, bis 1180 ein Waffenstillstand zwischen Christen und Muslimen vereinbart wurde.
Diese Burg war es unter anderem, die den Sultan Saladin weltberühmt machte. Nach Überfällen auf Handelskarawanen – trotz Waffenstillstandes – durch den Burgherrscher Rainald von Chatillon gelingt es Saladin nach mehreren vergeblichen Versuchen, endlich die Burg zu übernehmen. Er erobert jedoch nicht wirklich die Burg, sondern Jerusalem fällt zunächst in seine Hände. Rainald wird enthauptet und seine Witwe willigt ein, im Austausch gegen Burg Kerak ihren Sohn freizubekommen, der von Saladin gefangen wurde. Trotz der offiziellen Übergabe wollten sich die verbliebenen Kreuzritter auf der als uneinnehmbar geltenden Burg aber nicht ergeben. Letztlich zwang sie nur der Hunger, aufzugeben.
In den kommenden zwei Jahrhunderten wechselte die Burg noch zweimal den Besitzer, bis sie schließlich an Bedeutung verlor und teilweise sogar als Steinbruch missbraucht wurde.
Interessante Orte auf der Burg
Beeindruckend ist die Aussicht ins Tal auf der gut erhaltenen bzw. teilweise restaurierten Mauer. Die Gefängnisse im Inneren sind ebenso gut erhalten wie die Küchen. In den Zellen kann man auf der Mauer noch eingeritzte Striche sehen, die die verzweifelten Gefangenen wohl einritzten, um die Jahre zu zählen. Feuerstellen und Kamine sind ebenso noch zu erkennen.
Generell ist die Burg aufgrund des Sandsteins nicht so gut erhalten wie die meisten Mittelalterburgen in Europa. Sie ist allerdings auch 300-400 Jahre älter.
Tipps und Erfahrungen
Wir empfehlen nicht, mit einer größeren Reisegruppe (Pauschalreise) die Burg zu besuchen. Besonders in den engen Gängen der Verliese und der Wohnungen macht es keinen Spaß, sich mit so vielen Menschen durchzuquetschen.
Auf der Burg werden euch recht schnell ältere Einheimische ansprechen, die in englischer Sprache unaufgefordert den Besuchern erklären, was sie hier gerade sehen. Sie nehmen einen mit auf einen kleinen Rundgang. Der alte Herr war sehr gut informiert und konnte uns anschaulich erklären, wie das Leben vor fast 1.000 Jahren dort war. Selbstverständlich erwartet er am Ende ein kleines Trinkgeld, was er sich auch redlich verdient hatte. Für eine ¾ Stunde gaben wir ihm umgerechnet 15€, was uns für Jordanien fair erschien. Glücklich war er damit aber dem Gesichtsausdruck zu urteilen nicht.
Die Burg liegt recht zentral an den üblichen Hauptverkehrswegen in Jordanien, sodass sie sehr leicht im Zuge einer Rundreise oder auch vom Toten Meer aus zu erreichen ist. Mit dem eigenen Auto kann man am Parkplatz vor der Burg oder in den Straßen davor kostenlos parken. Kerak selbst bietet einige günstige Restaurants, Straßenimbisse und kleine Supermärkte für Getränke.
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