El Tajin – Weltkulturerbe mit der berühmten Nischenpyramide

El Tajin ist eine der wenigen Ruinen in Mexiko, die weder den Maya, noch den Azteken zuzuordnen sind. Dies spiegelt sich in der einzigartigen Architektur wider. Die Stadt wird den Totonaken zugeordnet, die ihre Hauptstadt nach dem Gott des Blitzes (Tajín) benannt haben. Die Stadt war Jahrhunderte unter der dichten tropischen Vegetation verborgen, bis sie erst in den 90er Jahren wiederentdeckt wurde. El Tajin gehört ohne Zweifel zu den beeindruckendsten archäologischen Anlagen Mexikos.

Die ersten Eindrücke

Mit dem eigenen Mietwagen machten wir uns von Puebla auf den gut 5 ½ Stunden langen Weg Richtung El Tajin. Übernachtet haben wir in Poza Rica de Hidalgo, sodass wir direkt am nächsten Tag nur noch eine halbe Stunde zu den Ausgrabungsstätten fahren mussten. Angekommen am Parkplatz fragten wir uns, ob überhaupt geöffnet ist. Es war keine Menschenseele zu sehen. Kein einziger Souvenirstand war geöffnet. Nur ein paar Streuner begrüßten uns. Erst als wir ausstiegen und Richtung Eingang gingen, sahen wir einen sichtlich gelangweilten Ticketverkäufer. Auf dem ganzen Gelände selbst sahen wir nur einen Angestellten, der den Rasen mähte und eine kleine Touristengruppe. El Tajin scheint – nicht nur im besiedelten Zustand vor hunderten Jahren – schon deutlich bessere Zeiten erlebt zu haben. Warum das so ist, erfahrt ihr später in diesem Artikel.

El Tajin – UNESCO Weltkulturebe

Nun standen wir also ganz alleine in der riesigen Anlage. Man weiß bei so vielen Pyramiden, Gebäuden, Tempeln und anderen Hügeln mit Steinskulpturen nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Die Anlage befindet sich in einem extrem gepflegten Zustand. Überall sind angelegte Wege, der Rasen ist perfekt gestutzt. Bisher hat man so gut wie keine Informationen gefunden, wofür die einzelnen Gebäude benutzt wurden. Davon zeugen die recht einfallslosen Namen der Gebäude wie „Edificio 16“ o.ä.).

Die Nischenpyramide von El Tajin (Piramide de los Nichos)

Wer nach El Tajin sucht, dem wird als erstes immer das Bild der Nischenpyramide gezeigt. Das höchste und auch prunkvollste Gebäude der Stadt thront mit seinen 25 Metern Höhe und seinen sechs abgestuften Plattformen über El Tajin. Charakteristisch sind die zahlreichen rechteckigen Nischen, die die ganze Pyramide zieren. Die Anzahl von 365 Nischen lässt höchstwahrscheinlich auf die Symbolisierung eines Sonnenjahres zurückschließen. Ob die wirklich extrem fein gearbeiteten Nischen tatsächlich so gut erhalten blieben oder ob gute Restauratoren ab Werk waren, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

Der Ballspielplatz (juego de pelota)

Etwas grausamer ging es am Ballspielplatz zu. Nicht das Spiel selbst – einen Kautschukball durch einen hoch gelegenen Ring zu befördern – war das grausame. Es wird vermutet, dass entweder der Verlierer oder der Gewinner als Menschenopfer geopfert wurde. Sollte wirklich der Gewinner geopfert wurden sein, muss es damals als große Ehre gegolten haben, für einen Gott zu sterben.

Los Voladores

Mehrmals am Tag führen vier Männer das Fruchtbarkeitsritual der Totonaken durch. Sie symbolisieren die vier Winde, ein fünfter die Sonne. Wie vor hunderten Jahren sind die Männer mit roter Hose, weißem Hemd und Federkopfschmuck angezogen. Wir hatten mehrmals den Baumstamm (in Deutschland würde man es wohl als ungeschmückten Maibaum bezeichnen…) im Blick, sahen aber an diesem Tag keine Aufführung.

Museo del Sitio

Direkt am Eingang befindet sich das kleine aber feine Museum zu El Tajin, das Informationen zur Ausgrabung bietet und ein großes Modell der gesamten Anlage. Hier bekommt man einen schönen Überblick über das gesamte Areal.

Wie sicher ist es rund um El Tajin?

Normalerweise braucht man sich in den Gegenden rund um die großen Maya- und Aztekenstätten keine Sorgen machen, da diese meist sicher und touristisch geprägt sind. In El Tajin ist das etwas anders. Der Staat Veracruz ist ganz aktuell Schauplatz eines blutigen Drogenkrieges. Die Hauptstadt und Hafenstadt Veracruz ist ein strategisch wichtiger Umschlagplatz von allen möglichen Drogen und deshalb zwischen zwei der größten Kartelle Mexikos schwer umkämpft. Fast tagtäglich gibt es Morde und Entführungen. Die Stadt Veracruz liegt zwar ein gutes Stück von der archäologischen Zone El Tajin entfernt, aber Armut und Kriminalität betreffen den gesamten Staat. Wer zu der Thematik mehr lesen möchte, findet hier Informationen.

Obwohl El Tajin erst in den 90ern wiederentdeckt wurde und noch zahlreiche Bauwerke und Strukturen unter dem Dickicht des Dschungels vermutet werden, stehen die weiteren Forschungen und Ausgrabungen aufgrund finanzieller und sicherheitstechnischer Probleme still.

Man sollte sich hier nur tagsüber fortbewegen und nur auf den Hauptstraßen fahren. Übernachtet haben wir übrigens in einem abgegrenzten Bereich aus mehreren Ferienwohnungen in Poza Rica de Hidalgo. Es ist nicht so, dass man sich permanent unsicher fühlt, aber im Hinterkopf spielt die Thematik sicherlich etwas mit.

Fazit zu El Tajin

El Tajin ist mit Uxmal und Palenque die für uns schönste archäologische Ausgrabungsstätte Mexikos. Die Tatsache, dass sich hierhin so gut wie keine Touristen verirren, macht El Tajin zu einem magischen Ort, der trotz der angespannten Sicherheitslage auf keiner Mexiko-Rundreise fehlen darf.

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