Irgendwo zwischen dem typisch kommunistischen, engstirnigen, regimeabhängigen China und dem weltoffenen, westlich orientieren und sauberen China, zwischen der absoluten Moderne der Baukunst und Fortbewegung und dem traditionellen Baustil der Vergangenheit, ja genau dazwischen liegt wohl Shanghai! Es gibt vermutlich weltweit nur wenige Städte, die in sich solch extreme Unterschiede bieten wie Shanghai!

Shanghai ist mit etwa 25 Millionen Einwohnern eine der größten Städte Chinas. Sicherlich gibt es eine Hand voll Städte, bei denen es heißt sie wären größer. Meistens werden allerdings auch die Einwohner der kompletten Metropolregion mitgezählt. Bei den 25 Millionen Einwohnern Shanghais sprechen wir nur von der Stadt selbst!

Shanghai – das Tor zur Welt

Oft wird Shanghai als Tor zur westlichen Welt bezeichnet. Es wird von der chinesischen Regierung bereits seit etwa 1996 immer mehr zum zentralen Handels- und Geschäftszentrum Chinas getrimmt.
Shanghai hat den größten Containerhafen der Welt. Dieser hat einen Gesamtumschlag von etwa 740 Millionen Tonnen Waren im Jahr 2012.

Man merkt diese gezielte Internationalisierung auch an allen Ecken und Enden. Nahezu überall in Shanghai bekommt man Restaurantkarten auf Englisch, es begegnen einem ständig Nicht-Chinesen und fast jeder spricht fließend Englisch. So ziemlich jede international tätige größere Firma, die etwas auf sich hält, hat in der Nähe oder direkt in Shanghai einen Produktions-, Distributions- oder zumindest einen Vertriebsstandort.

München und Hamburg sind teuer? Shanghai kann darüber nur müde lächeln.

Shanghai ist nebenbei erwähnt weltweit eine der teuersten Städte, wenn man die Immobilienpreise vergleicht. Im Zentrum kann man ohne gewisse Auflagen, wie zum Beispiel einen Arbeitsplatz im innersten Zentrum oder, dass die Familie bereits seit mehreren Generationen dort wohnt, nicht einmal eine Wohnung mieten geschweige denn eine Immobilie erwerben. So werden sehr viele alte, traditionellen Siedlungsgebiete einfach abgerissen und moderne Bauten dafür hochgezogen, aber hierzu später mehr.

Die schönste Skyline in China? Shanghai.

Die Regierung von China ist besonders stolz auf das Herzstück der Ostküste des Landes. Es werden weder Kosten noch Mühen gespart, um sowohl technisch, als auch architektonisch besonders zu glänzen. Ein riesen Beispiel hierfür ist der so genannte Bund, also der Teil um den Huangpu River, von welchem man den weltberühmten Blick auf die Skyline inklusve dem Oriental Pearl Tower, oder den „Flaschenöffner“ von Shanghai hat. Dieses absolute Highlight der Stadt befindet sich in Pudong.

Shanghai The Bund

Unser Aufenthalt in Shanghai

Auch für uns sollte Shanghai so zusagen das Tor zum wahren China sein.
Unsere erste Station im chinesischen Festland war Shenzen, welches direkt an Hongkong grenzt. Von dort aus ging es für uns nach Shanghai.

Wir kamen abends mit dem Flugzeug an und bezogen erstmal unser Hotel in Pudong. Wir entschieden uns für eine möglichst zentrale Lage, um alles zu Fuß und mit der Metro abklappern zu können.
Um den Abend noch zu nutzen, entschieden wir uns direkt im Anschluss noch einmal loszuziehen und machten uns auf den Weg zum Bund. Da es bereits dunkel war, konnten wir die Hochhäuser schon aus weiter Ferne in sämtlichen Farben leuchten sehen. Diese weltberühmte Skyline ist besonders nachts ein absoluter Augenschmaus!

Feiern im 87. Stockwerk – die Bar im Park Hyatt

Da einer unserer Mitreisenden am nächsten Tag Geburtstag hatte, wollten wir an einem besonderen Ort in seinen Ehrentag feiern. Wir entschieden uns für die Bar im 87. Stock des Hyatt on the Bund Hotels. Zwar kostet die Bar einen kleinen Eintritt, dieser kann aber eins zu eins als Verzehrgutschein genutzt werden. Die Preise für die Getränke sind hier etwas höher als in den üblichen Restaurants, aber dieser wirklich phänomenale Blick auf den Bund lässt uns diese Bar ohne zu überlegen empfehlen. Einen solch „hohen“ Geburtstag hat man mit Sicherheit nicht allzu oft und mit so einer Aussicht gewiss kein zweites Mal! Alles in allem kann man sagen, dass sich ein Besuch dieser Bar zum Sonnenuntergang besonders lohnt. Sie ist sehr gemütlich und hochwertig eingeräumt und lädt auf den einen oder anderen Cocktail ein.

The Bund – schillernde Uferpromenade

Nach nur ein paar Stunden Schlaf ging es früh morgens weiter. Wir schlenderten von unserem Hotel aus durch ein paar kleinere Seitenstraßen, um dann am Bund – dieses mal bei Tageslicht – herauszukommen. Hier zeigte sich uns die digitale Moderne Shanghais. Um direkt zum Ufer des Hunag Pu Rivers zu gelangen, mussten wir eine 4-spurige Straße überqueren. Diese war mit einem Zebrastreifen inklusive Ampel ausgestattet, soweit nicht außergewöhnlich… Allerdings war dieser Zebrastreifen mit grünen, bzw roten LEDs umrandet. So scherzten wir noch, dass die so genannten Smombies, also Smartphonezombies, welche uns noch unzählige Male in diesem Urlaub über den Weg laufen sollten, nicht mal den Kopf heben mussten. Aber genau um diese vielvorkommende Fraktion von Chinesen geht es hier tatsächlich.

Wir beobachteten dieses Schauspiel noch einige Minuten und dann ging es für uns auf die andere Seite, wo sich wie oben beschrieben unser erstes Tagesziel, der Bund befinden sollte. Bei Tageslicht bemerkten wir erst richtig wie gigantisch groß dieses Stadtzentrum eigentlich ist. Die Höhe der Gebäude bemerkt man hier erst richtig und man kann nur mit offenem Mund staunen. Besonders der Shanghai Tower mit seinen 632m – übrigens erst 2016 eröffnet und das zweithöchste Gebäude der Welt – sticht neben dem Shanghai World Financial Center, umgangssprachlich aufgrund seiner Form „Der Flaschenöffner“ genannt und dem Oriental Pearl Tower, dem Fernsehturm heraus. Diese drei Gebäude sind der wahre Blickfang dieser Großstadt.

Fernsehturm Shanghai

Wir flanierten ein wenig am Bund hin und her, schossen unzählige Fotos von der Skyline auf der einen Seite und von der Bank of China auf der anderen Seite. Es gibt vermutlich in ganz China kein Gebäude, welches mit so vielen China Flaggen gespickt ist wie dieses. Ebenso erkennt man hier wieder das Alter und den Kontrast von Shanghai. Das Gebäude der Bank ist in etwa 200 Jahre alt und gibt einen wunderbaren Gegensatz zur Moderne gegenüber.

Bank of China Shanghai

Aussichtsplattform auf dem Shanghai Tower

In Shanghai gibt es zwei populäre Aussichtsplattformen:

  • Oriental Pearl Tower („Fernsehturm“)
  • Shanghai Tower

Wir entschieden uns aufgrund der Höhe für letzteren, wobei die Auffahrt auf den Oriental Pearl Tower sicherlich ebenso schön gewesen wäre. Letztendlich mussten wir aus Zeitgründen eine Entscheidung treffen. Und sie fiel auf den Shanghai Tower.

Um auf diesen zu gelangen, mussten wir erstmal auf die andere Seite des Flusses. Es gibt mehrere Möglichkeiten diesen zu überqueren. Wie üblich mit Taxi, zu Fuß über eine Brücke oder –wie wir es machten – über einen Sightseeing Tunnel unter dem Fluss hindurch. Hierbei steht man kurz in einer führerlosen Bahn und der Tunnel wird bunt beleuchtet. Es werden immer wieder Fische als 3D-Figuren an die Wände projiziert. Für den Preis von ca. 6,50 Euro ist dies sicherlich kein Muss, aber die mit Abstand schnellste Methode, an das andere Ufer zu gelangen.

Huangpu River Überquerung

Auf der anderen Seite angekommen standen wir dann das erste mal direkt vorm Oriental Pearl Tower. Auch hier machten wir selbstverständlich etliche Bilder. Die extravagante Form des Fernsehturms ist wohl weltweit einzigartig. Im direkten Umfeld des Turms befindet sich auch das Shanghai Ocean Aquarium. Leider war für unseren straffen Zeitplan die Schlange deutlich zu lang. Deshalb mussten wir diesen Punkt leider ausfallen lassen. Aufgrund der Bilder, die wir gesehen haben, würden wir einen Besuch aber wärmstens empfehlen. Unter anderem gibt es eine Rolltreppe, die einen direkt durch eines der Aquarien befördert. So entsteht das Gefühl, man wäre direkt ein Teil der Meereswelt. Auf dem Weg zum Shanghai Tower kommt man auch direkt am Flaschenöffner vorbei. Diesen sollten wir aber dann von oben genauer begutachten können.

Shanghai Tower & Flaschenöffner

Für umgerechnet etwa 25 Euro fuhren wir in den 118. Stock des Shanghai Towers. Dort oben hat man einen einmaligen und faszinierenden Blick über die gesamte Stadt. Erst hier bemerkt man die extremen Ausmaße, die Shanghai bereits angenommen hat. Es stechen rund um den Bund einige kleinere Viertel, mit nur niedrigen Gebäuden heraus. Die Häuser sehen von oben alle gleich aus und sind in Reih und Glied gebaut. Dies sind ältere Viertel, welche nach und nach abgerissen werden und neuen, modernen Hochhäusern weichen müssen. Die Leute, die dort leben, werden einfach umgesiedelt und enteignet. Was in Europa unvorstellbar wäre, gehört in China zum Alltag.

Shanghai Tower Aussichtsplattform
Aussicht vom Shanghai Tower

Die Vogelperspektive offenbart auch, wie überraschend grün Shanghai ist. Überall werden Bäume gepflanzt. In jedem Compound (ein Compound umfasst 2-5 Wohnblöcke, oft mit einem Pool) ist es üblich, dass dieser ordentlich begrünt und bepflanzt wird. Weiterhin gibt es unzählige Parks in dieser Stadt.

Zum Abschluss unseres Sightseeing Programms an diesem Tag ließen wir uns ein weiteres mal von der U-Bahn-Beschriftung verwirren. Zwar ist es an sich nicht allzu schwer, sich zurecht zu finden. Allerdings sollte man, um zumindest etwas lesen zu können, einen separaten internationalen Schalter bedienen.

Gründungshaus der KPC

Wir fuhren in den Huahihai Middle Road Residential District. Dort angelangt schlenderten wir durch die sehr vornehm wirkende Gegend zum Gründungshaus der KPC (Komunistische Partei Chinas), der Regierung des modernen Chinas. An diesem Ort wurde 1949 unter der Führung von Mao Zedong die heutige Volksrepublik China gegründet. Irgendwie schon ein komisches Gefühl und ein seltsamer Anblick, dass so etwas Großes in einem solch unscheinbaren Haus seine Entstehung fand. Unserer Meinung nach sollte man diesen historisch bedeutenden Platz auf jeden Fall mitnehmen.

Als letzte Station vor unserer Nachtruhe ging es für uns Filminteressierten noch zum ältesten Kino Shanghais, dem Cathay direkt um die Ecke. Ein Film ging sich leider nicht aus, aber die Aufmachung und die Optik dieses Gebäudes sind mehr als sehenswert.

Am nächsten und somit letzten Tag für uns in Shanghai servierte uns die Millionenmetropole noch zwei völlig unterschiedliche Highlights.

Yu Yuan Garten

Dieser rund 2 Hektar große Garten (es ist tatsächlich ein Garten, kein Park) liegt mitten in Shanghai und steht wohl sinnbildlich für chinesische Gartenkunst. Selbst für jemanden, der nichts für Pflanzen und dekorierte Gärten übrighat, ist dieser ein Muss.

Bereits 1559 wurde er für private Zwecke von Pan Yunduan, einem hohen Beamten der Ming-Dynastie, für seinen Vater errichtet. Später wurde dieser Garten von der Stadt mehr oder weniger gekauft und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wie oben beschrieben empfehlen wir diesen Garten wärmstens, wir hielten uns den ganzen Vormittag darin auf, bestaunen etliche Drachenköpfe, die verwinkelten, von Seerosen bewachsenen und mit Millionen von Kois und Goldfische bestückten Teiche, ja sogar kleine Schildkröten und die unzähligen Schreine und Tempel. Man hätte sich allein in diesem Garten einige Tage aufhalten können. Leider hatten wir nicht mehr Zeit als den besagten Vormittag und es stand noch eine weitere Attraktion auf dem Plan, die zweifelhaften Ruhm erlangte.

Yu Yuan Garten
Yu Yuan Garten Shanghai
Yu Yuan Garten

Shanghai Fake Market

So ziemlich jeder besitzt wissentlich oder unwissentlich etwas davon. Viele schimpfen darüber. In Deutschland oder Europa wäre es kaum denkbar und steht unter sehr hohen Strafen: Der Fake Market in Shanghai – der Inbegriff von Produktpiraterie.

Für uns war es eine wahre Freude, mit den Verkäufern zu feilschen. Es waren teilweise wahre Kämpfe um Centbeträge, die über kaufen oder nicht kaufen entschieden. Die Leute dort sind manchmal etwas aufdringlich und wollen unbedingt etwas verkaufen. Wenn man allerdings stur bleibt und nein sagt oder sie einfach ignoriert, kann man in Ruhe weiter shoppen. Selbst ohne Kaufabsicht verlässt man den Fake Market nur selten ohne Einkaufstüten. Mit etwas Glück kann man auch sehr gute Schnäppchen schießen. Oft kauft man aber einfach nur Müll.
Es sind teilweise sehr skurrile Plagiate wie STAR WARD oder MIKE zu finden, die dann aber täuschend echt aussehen.

Im Fake Market könnte man sich Tage aufhalten. Man verliert sehr schnell den Überblick, wo man bereits war oder wo man hinwollte. Die Geschäfte platzen aus allen Nähten und sind mit allem Erdenklichen gefüllt. Von Armbanduhren über Lego-Plagiate bis hin zur Kleidung oder Technik bekommt man hier alles. Und alles, was nicht in diesem Shop zu haben ist, hat der nächste bestimmt.
Der Fake Market ist beinahe eine Stadt in der Stadt. Der Markt befindet sich direkt an der U-Bahn-Station „Science and Technology Museum“, Linie 2.

Auch hier merkt man wieder, dass kopieren und nachbauen zum chinesischen Alltag gehört und vollkommen akzeptiert ist. Noch ein Tipp beim Einkaufen: Übertreibt es nicht. In Deutschland gehen die Behörden nicht so zimperlich mit Plagiatsfällen um und es stehen sehr hohe Strafen im Raum, wenn mitgebrachte Produkte sich als Plagiat herausstellen.

Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch in den Jing’an Tempel, welchen wir nur wärmsten empfehlen können. Wir kamen leider erst kurz vor der Schließung an und somit hatten wir nur kurz Zeit, ihn von außen zu bewundern.

Wie oben beschrieben war dieser Tag unser vorerst letzter in Shanghai. Allerdings hatten wir noch ein Must-see auf dem Plan, welches wir bei unserem Stopover von Ningbo nach Zhangjiajie mitnahmen. Es dreht sich um gewisse 10 Minuten-Fahrt, für die Edmund Stoiber einmal in einer Rede Werbung machte. Es handelt sich um den Transrapid! Hierzu könnt ihr mehr in unserem Beitrag über die Fortbewegung in China lesen.

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