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Wer sich Kiew als eine triste, traurige, deprimierende Ostblock Stadt vorstellt, voller grauer, unschöner Betonklötzen, der könnte nicht falscher liegen. Kiew ist eine weltoffene, gastfreundliche, blühende Metropole, die nur so vor Leben strotzt und eine Vielzahl beeindruckender Sehenswürdigkeiten, bezaubernder Gebäude und malerischer Fotomotive zu bieten hat.
Man kann sich sicherlich mehrere Wochen in der knapp 3 Millionen Einwohner starken Stadt aufhalten und hat dann noch immer nicht alles Sehenswerte und alle geheimen Ecken entdeckt, welche diese Stadt zu bieten hat. Aber die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und schönsten Flecken Kiews lassen sich bequem an einem Tag abgrasen. Hierzu nun die Anleitung für einen perfekten Tag in Kiew.
Majdan
Am Besten startet man den perfekten Tag an einem der historischsten Orte ganz Kiew, am Majdan Nesaleschnosti, dem Platz der Unabhängigkeit.
Der Platz im Herzen Kiews rückte in den Jahren 2004 sowie 2013 und 2014 in den Blick der Weltöffentlichkeit, als Massen von Demonstranten gegen die aktuelle Regierung demonstrierten. Von den blutigen Ausschreitungen vor wenigen Jahren ist heute nichts mehr zu sehen und der Majdan ist zu einem Symbol von Freiheit geworden. Heute herrscht hier eine fröhliche und weltoffene Atmosphäre und täglich genießen hier hunderte von Menschen in friedfertigem Miteinander die Schönheit dieses Ortes.
Der Majdan ist ein weitläufiger Platz, der von imposanten Bauwerken begrenzt wird und bietet zahlreiche wunderbare Fotomotive. Absoluter Blickfang des Majdan ist das Unabhängigkeitsdenkmal, eine über 60 Meter hohe Säule, an dessen Spitze eine teils vergoldete Statue thront. Das gigantische Denkmal wurde im Jahre 2001 zum 10. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine errichtet und fügt sich harmonisch und perfekt in den pompösen Majdan ein.
Auch kulinarisch findet sich hier zahlreiche Möglichkeiten, seinen Gaumen zu verwöhnen. Von McDonalds, über ein japanisches Sushi Restaurant Sushyya bis hin zum Irish Pub Cooper ist hier für jeden Geschmack das richtige dabei und sich für den langen Sightseeing Tag zu stärken.
Sehr zu empfehlen für ein leichtes, aber ausgezeichnetes Frühstück ist der kleine Imbiss Frans am nordwestlichen Ende des Majdan, der mit einer großzügigen Auswahl verschiedenster Sandwiches sowie ausgezeichneter Süßwaren von Muffins bis Croissants und hervorragendem Kaffee glänzt.
Am Majdan geht es dann erst einmal unter Tage und man begibt sich zu der Metrostation Khreshchatyk von welchem aus die Metro der (rot gekennzeichneten) Linie M1 verkehrt. Hier nimmt man die M1 nach Osten in Richtung der Endhaltestelle Lisowa. Nach zwei Stationen verlässt man die Metro wieder an der Haltestelle Dnipro.
Denkmal für die Kiewer Stadtgründer
Hat man die Metrostation verlassen, bietet sich einem erste einmal ein beeindruckender Blick auf den Fluss Dnepr und den östlichen Teil der Stadt jenseits des Flusses.
Von hier aus schlendert man nun an der Uferpromenade direkt neben dem Dnepr entlang nach Süden bis Denkmal für die Kiewer Stadtgründer, welches ein neun Meter langes Boot darstellt, mit vier Meter hohen Stauten, welche die Gebrüder Kyj, Schtschek und Choriw mit ihrer Schwester Lybiddie zeigen, welche der Legende nach Kiew gegründet haben.
Mutter-Heimat-Statue
Nordwestlich des Monuments bietet eine Unterführung sicheres Geleit unter der vierspurigen Stadtautobahn Naberezhne hindurch zu einem großflächigen Stadtpark, dessen unangefochtenes Highlight die Mutter-Heimat-Statue ist, ein im Jahre 1981 eingeweihtes kolossales Denkmal zu Ehren des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland eingeweiht.
Bei dem Anblick dieser gigantische Kolossalstatue kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf einem 40 Meter hohen Sockel thront eine 62 Meter hohe Stahlstatue, die in ihrer rechten Hand heroisch ein 16 Meter langes Schwert in den Himmel streckt und in ihrer linken Hand ein Schild mit dem Wappen der Sowjetunion hält.
Kiewer Höhlenkloster
Von diesem beeindruckenden Monument führt ein Weg in Richtung Norden zum Kiewer Höhlenkloster, einer weitläufigen Anlage aus einer Vielzahl von Kirchen, Klöstern und Museen, deren pompösen goldenen Kuppeldächern geradezu majestätischen in der Sonne leuchten, und welches seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Seinen Namen verdankt das Höhlenkloster einem verzweigten Netz aus Höhlengängen, die sich unter der Klosteranlage erstrecken. Die Gänge verbinden eine Vielzahl von Kammern miteinander, in welchen in Glasvitrinen mumifizierte Leichen verstorbener Mönche aufgebahrt sind.
Für einen Eintritt von nur wenigen Euro lässt sich dieser mystische Ort besuchen. Am Höhleneingang wird man mit einer Kerze ausgerüstet, die in den dunklen Höhlen Licht spendet und diesen einzigartigen Ort in eine schummrige schaurige Atmosphäre hüllen.
Der deutsche Anbieter GetYourGuide* bietet geführte Touren durch das Kloster an – beginnend mit unterirdischen Irrgärten, Reliquien bis hin zum Aufstieg auf den 96m hohen Kirchturm.
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Gedenkstätte für die Opfer des Holodomor
Nördlich des Höhlenklosters gelangt man zu der Denkstätte für die Opfer des Holodomor, die sich auf einem weitläufigen, höher gelegenen Plateau befindet, von welchem man eine fantastische Aussicht über das gesamte Höhlenkloster sowie den östlichen Teil Kiews jenseits des Dnepr hat.
Die Denkstätte erinnert an den Holodomor, eine Hungersnot in der Ukraine in den Jahren 1932 und 1933, der mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen. Neben einer 30 Meter hohen kerzenförmige Säule finden sich an der Denkstätte Statuen von Engeln sowie eine Staute eines abgemagerten, hungrigen Mädchens.
Metrostation Arsenalna
Nun geht es erst einmal wieder unter Tage und mit der Metro weiter. Nach der Gedenkstätte folgt man der Ivana Mazepy Straße ca. 1 km zu der Metrostation Arsenalna.
Und dass die Sightseeing Tour genau an dieser Stelle wieder unter Tage wechselt ist bei weitem kein Zufall, denn die Metrostation Arsenalna ist ein ganz besonderes Highlight der etwas anderen Art. Der Bahnsteig dieser Metrostation liegt 105,5 Meter unter der Erde und ist somit der tiefstgelegene U-Bahnhof der Welt.
Der Weg zu dem Bahnsteig dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit und ist ein besonderes Erlebnis. Man benötigt über fünft Minuten bis man vom Eingang der Metrostation letztendlich zum Bahnsteig gelangt. Zwei Rolltreppen führen von der Oberfläche zum Bahnsteig hinab. Jede der Rolltreppen hat eine Fahrzeit von ca. 2,5 Minuten. Beim Betreten der Rolltreppe kann man nicht einmal wirklich bis zum Ende hinunter sehen.
Und da die Rolltreppen sehr viel schneller fahren, als man das von anderen Rolltreppen gewohnt ist, ist alleine schon das Betreten und Verlassen der Rolltreppen ein Erlebnis. Hier muss man schon wirklich aufpassen, dass man nicht versehentlich stolpert.
Ist man dann endlich unten angekommen, nimmt man erneut die (rot gekennzeichneten) Linie M1, dieses Mal jedoch nach Westen in Richtung der Endhaltestelle Akademistetschko. Nach drei Stationen verlässt man die Metro dann an der Haltestelle Uniwersytet.
Taras-Schewtschenko-Universität
Nach Verlassen der Metrostation führt der Weg entlang des Taras-Schewtschenko-Boulevards zunächst an der Wladimirkathedrale vorbei, einer prunkvollem Kathedrale, die mit einer leuchten gelben Fassade und sieben vergoldeten Kuppeln zu beeindrucken weiß.
Einige hundert Meter weiter östlich folgt die Taras-Schewtschenko-Universität, ein imposantes Gebäude, welches mit seiner blutroten Farbe sofort ins Auge sticht. Vor der Universität lädt der Schewtschenko Park zum Flanieren ein und bietet besonders schöne Blickwinkel auf das Universitätsgebäude, wenn es mit seiner auffälligen Kolorierung durch die Baumkuppen des Parks hindurch leuchtet.
Vom Schewtschenko Park aus geht es entlang der Volodymyrska Straße in Richtung Norden weiter vorbei an weiteren atemberaubenden Gebäuden wie dem pädagogischen Museeum, dem Naturkundemuseum und dem Taras-Schewtschenko-Opernhaus
bis hin zum goldenen Tor von Kiew.
Goldenes Tor von Kiew
Ein besonderes Augenmerk in der Volodymyrska Straße verdient das goldene Tor von Kiew, das im 11. Jahrhundert erbaut wurde und dem goldenen Tor in Konstantinopel nachempfunden ist. Bis in das 18. Jahrhundert war das goldene Tor das Haupttor zu der Stadt Kiew. 1982 wurde das Tor anlässlich des 1500 jährigen Jubiläums der Stadt Kiew umfassend rekonstruiert.
Das Tor umfasst einen zweigeschossigen Wehrturm, durch welchen ein 8 Meter breiter und 25 Meter langer Tordurchgang hindurch führt. Auf dem Wehrturm thront majestätisch eine Goldkuppelkirche Mariä-Verkündigung. Um das Goldene Tor herum lädt eine Parkanlage ein, sich eine kurze Pause zu gönnen und das majestätische Bauwerk bei einem erfrischenden Getränk zu bewundern.
Sophienkathedrale
Vom goldenen Tor aus folgt man der Volodymyrska Straße ca. 600 Meter bis zur Sophienplatz, einem der wohl schönsten Plätzte ganz Kiews.
Ein 11 Meter hohes Reiterstandbild aus dem Jahre 1888 zeigt das Kosakenoberhaupt Bohdan Chmelnyzkyj, der im 17. Jahrhundert erbittert gegen die Herrschaft Polen-Litauens kämpfte und den ersten Kosakenstaat gründete.
Herzstück des Sophienplatzes ist jedoch die Sophienkathedrale, eine Augenweide sakraler Baukunst mit schneeweiß gestrichener Fassade, grünen Dächern und einer Vielzahl majestätischer goldener Kuppeln, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.
Doch noch beeindruckender als die Kathedrale selbst, ist der gigantische, vier enorme Stockwerke umfassende, 76 Meter hohe Glockenturm. Mit seiner himmelblau gestrichenen Fassade und einer massiven Goldkuppel ist der Turm ein absoluter Blickfang und eines der Wahrzeichen der Stadt. Unbedingt zu empfehlen ist eine Besichtigung des Glockenturms, denn nach einem Aufstieg in die vierte Etage wartet ein atemberaubend schöner Ausblick über die ukrainische Hauptstadt.
St. Michaelskloster
Am Sophienplatz sticht bereits das nächste Wahrzeichen Kiews und ein weiteres absolutes Meisterwerk der kirchlichen Baukunst ins Auge. Quasi direkter Nachbar der Sophienkathedrale ist das gerade einmal 500 Meter entfernt, mindestens ebenso beeindruckenden St. Michaelskloster.
Mit seinen strahlenden, hellblauen Fassaden und seinen pompösen goldenen Kuppeldächern ist das Kloster eine wahre Pracht, an deren Schönheit man sich einfach nicht satt sehen kann.
Ein wahres Fest für Fotoenthusiasten, die sich hier nach Belieben austoben können und die Farbkontraste, Schattenspiele und Ornamente, welche dieses majestätische Bauwerk in petto hat, aus allen möglichen Blickwinkel auf digitalem Zelluloid festhalten können.
Doch nicht nur das St. Michaelskloster selbst, auch sein direkter Nachbar, das Gebäude des ukrainischen Außenministeriums, weiß zu begeistern, welches mit einer monumentalen Architektur und einer Vielzahl von beeindruckenden 40 Meter Säulen aufwartet.
St. Andreas Kirche
Westlich neben dem Gebäude des Außenministeriums beginnt die Desyatynna Straße, eine kleine Gasse die an einer Vielzahl von wunderschönen Häuserfassaden in verschiedensten Farben vorbeiführt. Von leuchtendem himmelblau über dezentes pastellgrün bis hin zu zarten Rosatönen ist hier alles dabei.
Die Desyatynna Straße endet schließlich an der St. Andreas Kirche, eine weiteres Musterexemplar von Kiews Sakralbauten von geradezu atemberaubender Eleganz und Schönheit. Hauptaugenmerk neben der strahlenden himmelblauen Fassade sind die smaragdgrünen Kuppeldächern mit ihren zahlreichen goldenen Ornamenten und Verzierungen.
Andreassteig
Die St. Andreas Kirche markiert weiterhin den Beginn des Andreassteigs, eine der ältesten und wohl schönsten Straßen ganz Kiews, die vorbei an zahlreichen alten, historischen Gebäuden führt.
Der Andreassteig ist eine über 700 Meter lange, kopfsteingepflasterte Gasse, die gemächlich den Zamkova Hora Hügel (wörtlich übersetzt den Schlosshügel) hinab führt und die Ober- bzw. Altstadt Kiews mit der Unterstadt und dem dortigen Stadtteil Podil verbindet, einem der ältesten Stadtviertel Kiews.
Durch die hier ansässige lebendige und aktive Künstlerszene besticht der Andreassteig mit einem ganz eigenen, unheimlich sympathischen und fesselnden Charme. Altehrwürdige Fronten historischer Gebäude stehen im harmonischen miteinander mit durch moderne Graffiti veredelten Fassaden.
Der Andreassteig bietet seinen Besuchern neben einem großzügigen Angebot aus Kunst und Kultur in Form von zahlreichen Galerien, Ateliers und Museen mit einer Vielzahl von Marktständen und Souvenirläden ferner die Möglichkeit zum ausgelassenen Bummeln nach einzigartigen Urlaubssouvenirs. Auch für das leibliche Wohl ist hier gesorgt, denn verschiedenste Restaurants und Bars laden dazu ein sich die ein oder andere Gaumenfreude zu gönnen.
Von all den unzähligen Highlights, welche der Andreassteig zu bieten hat, sticht eines jedoch besonders heraus, nämlich das Schloss Richard Löwenzherz, ein zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ein fünfstöckiges Apartmenthaus errichtetes Gebäude, das in seiner neugotischen Architektur mit seinen Erkern und Türmchen tatsächlich eher an ein britisches Schloss als an ein sowjetisches Wohnhaus erinnert.
Direkt neben dem Schloss Richard Löwenzherz führt ein kleiner Treppensteig zu einem Aussichtspunkt auf dem Hügel Uzdyhalnytsya, von dem aus man eine herrlichen Ausblick auf die Unterstadt Kiews hat. Ein paar Meter weiter den Andreassteig hinab führt auf der linken Seite eine weitere kleine Treppe zu einem anderen Aussichtspunkt auf dem Zamkova Hora Hügel, von dem aus man einen wundervollen Panoramablick über die Unter- und Oberstadt Kiews genießen kann. Dieser Aussichtspunkt ist wohl der perfekte Ort, um einen Sonnenuntergag über Kiew zu genießen. Es ist ein unvergesslicher Anblick wenn die untergehende Sonne die Stadt in ein goldenes Licht tränkt und die alles überragenden Kirchen der Stadt mit ihren goldenen Kuppeln in der Abendsonne leuchten. Spätestens jetzt schließt man diese wundervolle Stadt endgültig in sein Herz.
Kontraktowa Platz
Von dem Aussichtspunkt auf dem Zamkova Hora Hügel geht es nur zur letzten Station auf der Tagesagenda. Wenn man dem Andreassteig weiter bergab folgt, gelangt man schließlich zum Kontraktowa Platz, einer der ältesten Plätze Kiews und Herz des Stadtteils Podil, der mit einer Vielzahl von historistischen Gebäuden und Denkmälern den perfekten Abschluss eines unvergesslichen Sightseeing Tages darstellt.
Am nordwestlichen Ende des Kontraktowa Platzes lädt nochmals eine bunte Auswahl an Geschäften zum Bummeln ein und in unterschiedlichsten Restaurants und Bars kann man sich zum krönenden Abschluss kulinarisch verwöhnen lassen und den perfekten Tag in Kiew bei dem ein oder anderen wohlverdienten Drink ausklingen lassen.
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