Indiana Jones und der Turm von Babel. In diesem legendären PC Spiel aus den späten 90er Jahren kämpft sich der Spieler als der legendäre Archäologe Dr. Jones durch reichlich archäologisch bedeutende Stätten, von nubischen Pyramiden über buddhistische Kloster hin zu der prähistorischen Ruinenstadt Teotihuacán in Mexiko.

Seit der Autor dieser Zeilen in seinen Jugendjahren dieses Spiel gespielt hat, ist Teotihuacán zu einem Inbegriff für Archäologie, Abenteuer und lebendiger Menschheitsgeschichte geworden. Niemals hätte sich der kleine Junge damals träumen lassen, dass er zwei Jahrzehnte später selbst einmal diese mystischen Ort besuchen und in den Fußstapfen des digitalem Indiana Jones wandeln würde.

Und auch wenn man sich im realen Teotihuacán nicht mit bösen kommunistischen Schergen und einem Schlangengott herumschlagen muss, wie in seinem digitalen Abbild, so ist ein Besuch dennoch ein wahrhaft beeindruckendes Erlebnis, das man in seinem Leben wohl nicht mehr vergessen wird.

Geschichte Teotihuacáns

Zugegeben, archäologische Arbeit unterscheidet sich in der Realität doch erheblich von der Art und Weise, wie sie in den Indiana Jones Filmen und Spielen dargestellt wird. Dennoch, wie sagte René Belloq in Jäger des verlorenen Schatzes einst sehr zutreffend: „Archäologie ist keine exakte Wissenschaft.“ Und Teotihuacán ist der beste Beweis für diese Aussage. Denn beschäftigt man sich mit der wissenschaftlichen Frage, wer Teotihuacán einst erbaute und welchem Zweck diese Stadt diente, lässt sich darauf leider keine exakte Antwort geben.

Denn da es keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr von Zeitzeugen aus der Blütezeit dieser einst mächtigen und einflussreichen Stadt gibt, muss ihre Geschichte ausschließlich aus archäologischen Funden rekonstruierte werden, was eben alles andere als exakte Wissenschaft ist und neben viel Interpretationsspielraum auch so einige Ungereimtheiten mit sich bringt.

Als sich die Atzeken zu ihrer Blütezeit zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert in Mittelamerika ausbreiteten, war Teotihuacán schon seit Jahrhunderten verlassen. Als die Spanier im 16. Jahrhundert schließlich Mexiko eroberten, ließ der zuständige Erzbischof und Inquisitior alle Schriften der Maya, die einst Zeitzeugen vom Aufstieg und Fall Teotihuacáns waren, vernichten. Und so verschwanden alle Dokumente, die eine Rekonstruktion der Geschichte Teotihuacáns vielleicht möglich gemacht hätten. Die Atzeken wurden schließlich zum Christentum „bekehrt“, wie es so schön verharmlosend genannt wird, so dass auch deren Wissen über Teotihuacán zunehmend verschwunden ist. Hier hat sich die katholische Kirche doch mal wieder von ihrer allerbesten Seite gezeigt und mit Ruhm nicht nur bekleckert, sondern richtig geklotzt. Ein Muster Beispiel für Toleranz, Nächstenliebe und dem Respekt gegenüber anderen Kulturen.

In den ersten drei Jahrhunderten nach Christus wurde die Stadt errichtet, deren Ruinen wir heute bewundern können. Zur damaligen Zeit haben wohl zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner die Stadt bevölkert. Teotihuacán war damals eine der größten Städte der gesamten Welt.

Zu ihrer Blütezeit hatte Teotihuacáns erhebliche kulturelle, künstlerische und architektonische Einflüsse auf ganz Mittelamerika. Doch wie es bei Hochkultuten gerne der Fall ist, begann auch der einstige Ruhm und Einfluss Teotihuacáns letztlich zu schwinden. Um das Jahr 750 wurde die Stadt aus unbekannten schließlich verlassen.

Und auch wenn das Wissen um die einstige Großmacht über all die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten ist, so hat sie ihrer Nachwelt dennoch einige mehr als nur beeindruckende Ruinen hinterlassen, welche die Fantasie ihrer Besucher auch nach Jahrhunderten noch beflügelt, obwohl – oder vielleicht grade weil – man so wenig darüber weiß.

Ballonfahrt über Teotihuacán

Ca. 45 km nordöstlich von Mexiko Stadt gelegen, eignet sich Teotihuacán heutzutage perfekt für einen Tagesausflug von der mexikanischen Hauptstadt aus. Sicherlich lässt sich Teotihuacán von Mexiko Stadt aus auch mit einem Mietwagen auf eigene Faust besuchen, doch bieten von Mexiko Stadt auch verschiedene Veranstalter geführte Touren zu der Ruinenstadt an. Und die wohl unvergesslichste Art und Weise, diese historische Stätte zu besuchen, ist wohl in Kombination mit einer Ballonfahrt über die gesamte Ruinenstadt.

Hierzu wird man an einem vorgegebenen Treffpunkt im Zentrum von Mexiko Stadt (in unserem Fall war es das Sheraton Hotel) zu einer unchristlichen Zeit vom Veranstalter abgeholt und zunächst zum Ballon Startplatz gebracht. Doch das frühe Aufstehen lohnt sich. Denn so hat man die Möglichkeit in den frühen Morgenstunden kurz nach Sonnenaufgang einen atemberaubenden Ausblick auf diese legendäre Ruinenstadt genießen zu dürfen.

Nach einer knappen Stunde ist man dann am Ablegeplatz angekommen, an dem schon fleißig ein Ballon neben dem startklar gemacht wird. Die Ballonfahrt startet recht weit außerhalb der eigentlichem Ruinenstadt, so dass man während der Fahrt einen interessanten Eindruck von der umliegenden Landschaft und benachbarten Dörfern bekommt. Wer hier noble und pompöse Nachbarschaft erwartet, die einer der bedeutendsten archäologisch Stätten des Landes würdig ist, der wird jedoch überrascht werden. Um das Areal herum erstrecken sich bescheidene, ärmlichere Hütten. Man bekommt hier einen einzigartigen Überflug geboten über das typische mexikanische Hinterland fernab der vielbesuchten archäologischen Sehenswürdigkeiten und der schicken Großstädte.

Ballonfahrt Teotihuacán

Nach einiger Zeit im Heißluftballon, nachdem man so einige Kaktusfelder und Hinterland Siedlungen überflogen hat, erkennt man am Horizont langsam das Ziel der Ballonfahrt. Prominent ragen aus einem weitläufigen Areal unverkennbar die Silhouetten von zwei Stufenpyramiden heraus.

Teotihuacán Ballonfahrt

Und welch ein atemberaubender Anblick sich hier auftut. Weit oben, weit über dem Boden, dem Himmel scheinbar greifbar nahe, strahlt einen die frühe Morgensonne mit ihrer unglaublichen Kraft und ihren wärmenden Strahlen ins Gesicht. Das strahlend schöne Blau des Himmels erstreckt sich rund um einen herum. Man schwebt anmutig wie ein Vogel in luftiger Höhe durch den Himmel.

Und unter einem, in schier unerreichbarer Ferne erstreckt sich ein weitläufiges Areal in Mitten der dürren gelb-grünen Landschaft mit zwei der bedeutendsten und größten Pyramiden ganz Mittelamerikas.

Doch so bedeutend und groß diese Pyramiden vom Boden betrachtet auch sein mögen, so unbedeutend und winzig muten sie hier oben im Himmel bei der Ballonfahrt über Teotihuacán an. Menschen sehen nicht einmal wie Ameisen aus von hier oben, man erkennt gar meine Menschen mehr. Die von nahem so gigantisch wirkenden Pyramiden sehen aus wie kleine Vierecke, die man auf ein Papier gezeichnet hat.

Wie klein und unbedeutend doch die Probleme der Menschheit wirken, wenn man in luftiger Höhe dem Himmel so nahe ist und einfach nur die Schönheit des Lebens, der Natur und dieser seltsamen, einzigartigen Welt genießen kann, in der wir alle zusammen unser Dasein fristen. Über den Wolken ist die Freiheit wahrlich grenzenlos.

Sonnenpyramide in Teotihuacán von oben

Nach einer guten Stunde landeten wir sanft neben einem Kaktusfeld.

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Landung mit dem Ballon neben Kakteenfeldern

An dieser Stelle sei jedem, der in seinem Leben einmal nach Mexiko kommen sollte, eine derartige Ballonfahrt über Teotihuacán wärmstens ans Herz gelegt. Diesen weltberühmten Ort, von dem man in seinem Leben schon so viel gehört hat und so viele Bilder gesehen hat, in dieser einzigartigen Perspektive erleben zu dürfen, ist wahrlich ein Erlebnis, das man im Leben nicht mehr vergessen wird.

Nachdem man eine gute Stunde die atemberaubenden Aussichten in sich aufsaugen konnte, ist man dann wieder auf dem Boden der Tatsachen und in der Realität angekommen. Und dann folgt auch sogleich der zweite Teil auf der Agenda. Nachdem man die Ruinenstadt weit oben aus der Luft beobachten dürfte, wird man sie nun aus nächster Nähe besuchen.

Besuch von Teotihuacán vom Boden aus

Und wohl eines der ersten Erkenntnisse, die man aus dem direkten Vergleich zwischen Teotihuacán am Boden und Teotihuacán vom Himmel aus ziehen wird, ist es wohl wie schön ruhig es doch im Ballon weit oben im Himmel war.

Kaum angekommen, wuselt es schon wieder geradezu von Menschen und von Touri Zockern, die einem allerlei Schnickschnack und überteuerte Souvenirs andrehen wollen. War kurz zuvor im Himmel der Geist noch beflügelt und zum Träumen angeregt, so ist man spätestens jetzt wieder auf den harten Boden der Realität angekommen. Schienen vor kurzem noch sämtliche Sorgen und Probleme so fern zu sein, ist man plötzlich wieder mitten drin im misanthropen Trott und regt sich über alles und jeden auf, der einen vor der Linse herum läuft. Aber dennoch, je näher man sich mit den Menschenmassen der gigantischen Sonnenpyramide nähert, umso mehr wird man gepackt von der Magie, die von diesem Ort ausgeht.

Es ist schlichtweg überwältigend, wie dieser erhabene Koloss vor einem thront. Hat er doch vor kurzem noch so winzig klein gewirkt, ist man jetzt geradezu erschlagen vor seinen enormen Ausmaßen. Fühlte man sich eben noch unendlich und über allem erhaben, so fühlt man sich plötzlich unbedeutend und klein. Unvorstellbar war es vom Anblick weit oben im Himmel, dass man bald vor diesem winzigen Viereck stehen würde. Und unvorstellbar ist es nun, dass dieser Gigant vor kurzem noch so winzig gewirkt hat.

Wie mühelos und ohne Anstrengung doch der Aufstieg in den Ballon gewesen ist, ist der Aufstieg zur Spitze der Sonnenpyramide umso beschwerlicher. Brennende Hitze und dünne Luft auf gut 2.000 m über dem Meeresspiegel machen den Aufstieg über dir zahlreichen, unebenen Stufen zu einem beschwerlichen Unterfangen. Doch angekommen auf der Spitze tut sich einem ein überwältigender Ausblick über die gesamte Ruinenstadt auf. Und plötzlich ist es wieder da, das Gefühl der Erhabenheit und der Unendlichkeit. Man spürt förmlich dir Jahrhunderte von Geschichte, welche dieser Ort erlebt hat. Man kann die unbeschreibliche Magie und Mystik dieser Stätte förmlich in sich aufsaugen.

Gebäude in Teotihuacán

Sonnenpyramide

Die wohl beeindruckendste dieser Ruinen ist das Zentrum und das Prunkstück der gesamten Anlage, die Sonnenpyramide. Mit einer Grundfläche von 222 x 225 m, einer Höhe von 65 m und einem Volumen von einer Million Kubikmeter ist die Sonnenpyramide die zweitgrößte Pyramide des amerikanischen Kontinents und die drittgrößte Pyramide der Welt. Welchem Zweck dieses gigantische Bauwerk einst diente, ist leider nicht klar. Zwar wird vermutet, dass die Pyramide religiösen Zwecken diente. Da aber keine Malereien innerhalb der Pyramide mehr existieren, kann nur spekuliert werden, ob die Pyramide einst einer bestimmten Gottheit gewidmet war.

Sonnenpyramide Teotihuacán

Straße der Toten

Vor der Sonnenpyramide liegt die Straße der Toten, welche sich als breite Hauptachse durch die Stadt erstreckt. Unweit von der Sonnenpyramide führt die Straße der Toten auf das zweite Highlight Teotihuacáns hin, die Mondpyramide.

Mondpyramide

Mit einer Grundfläche von 120 x 150 m und einer Höhe vom 46 m ist sie zwar deutlich kleiner als ihre große Schwester, hat aber dafür einen unschlagbaren Vorteil. Von der Spitze der Mondpyramide aus hat man wohl den wohl besten Blick auf die Sonnenpyramide.

Auch über den Zweck der Mondpyramide kann leider nur spekuliert werden. Vermutlich war auch diese einer Gottheit gewidmet. Aber den tatsächlichen Verwendungszweck dieser beiden Monumente werden wir wohl nie erfahren. Vielleicht waren sie Zentren religiöser Riten. Vielleicht dienten sie astronomischen Zwecken. Vielleicht waren sie der Eingang zum Königreich des Kristallschädels. Oder vielleicht stand ihr Architekt auch einfach nicht so auf rechteckige Gebäude und wollte mal etwas neues ausprobieren.

Mondpyramide Teotihuacán

Heute sind die beiden Pyramiden jedenfalls ein absoluter Touristenmagnet und zählen seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe. Heute kann jeder Besucher selbst seine Fantasie von diesen Monumenten für dir Ewigkeit beflügeln lassen, ganz unabhängig davon, was ihre Erbauer einst damit erreichen wollten.

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Fazit zu Teotihuacán

Mag auch so vieles über diese Stadt in Vergessenheit geraten sein, ihre majestätische Anmut und ihrer Ehrfurcht hat sie jedenfalls nicht verloren und sie weiß auch heute noch ihre Besucher ins Staunen zu versetzen. Und so lange Menschen diesen Ort besuchen werden, so lange werden die schier unsterbliche Magie Teotihuacáns die Zeiten überdauern.

Gut zwei Stunden kann man durch dir sagenumwobenen Ruinen dieser einstigen Weltstadt flanieren, bevor man schließlich wieder die Rückreise nach Mexiko Stadt antritt.

Spätnachmittags ist man wieder in Mexikos Hauptstadt, wo vor vielen Stunden dieser ereignisreiche Tag begonnen hat. Und man ist um ein Erlebnis reicher, das einem keinen mehr nehmen kann.

Auch wenn die Abenteuer des digitalen Indiana Jones so gut wie nichts mit der Realität gemein haben, so ist aber auch ein Besuch des realen Teotihuacáns dennoch ein echtes Abenteuer. Und auch wie dieses so unbedeutende Spiel vor 20 Jahren, werde ich auch den tatsächlichen Besuch Teotihuacáns in der wirklichen Welt den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen.

FAQs

Wann sind die Öffnungszeiten?

Teotihuacán sind ganzjährig – auch an Sonn- und Feiertagen – von 9.00 – 17.00 Uhr geöffnet. Die Museen schließen eine halbe Stunde früher.

Wie viel kostet der Eintritt?

Der Eintritt kostet 80 Pesos (~ 4€). Das Museum ist inkludiert.

Wo kann man am besten ein Ticket für Teotihuacán kaufen?

Da die Ruinen 45 km ortsauswärts von Mexiko-Stadt liegen, ist es sinnvoll, gleich ein komplettes Ausflugspaket zu buchen. Um nicht vor Ort von irgendwelchen windigen Verkäufern abgezockt zu werden, die eigentlich nur im Sinn haben, die Leute auf eine überteuerte Kaffeefahrt mitzunehmen, sollte man die Tickets zuvor online buchen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem deutschsprachigen Reiseanbieter GetYourGuide* gemacht. Die Buchung und Organisation der Tour verlief reibungslos.

Wie viel Zeit muss man für einen Besuch einplanen?

Da wir eine fixe Tour buchten, waren wir zeitlich gebunden. Wir empfanden die einstündige Ballonfahrt und den dreistündigen Aufenthalt am Boden in Teotihuacán als genau richtig.

Darf man die Gebäude besteigen?

Fast alle Gebäude wurden perfekt restauriert und die Steine befestigt. Man darf also sowohl auf die Sonnenpyramide, als auch auf die Mondpyramide klettern.

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